Politisches

Freitag, 28. April 2006

Geht doch - Anti-Nazi-Austellung findet statt

Gerade in der Morgenzeitung (dem "Hamburger Abendblatt") gelesen und zum Glück auch online verfügbar: Harburg zeigt umstrittene Ausstellung

Es geht dabei um eine von der Bundesregierung geförderte Ausstellung der DGB-Jugend "Rechte Jugendkulturen - zwischen Lifestyle, Clique und Partei", die nun doch Hamburg-Harburg und wahrscheinlich auch im Herbst im Bezirk Eimsbüttel gezeigt werden wird.
Im März hatte der Harburger Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg die Ausstellung im Harburger Rathaus aus angeblich "technischen und räumlichen" Gründen abgelehnt. Zur Absage aus dem Harburger Rathaus kam es laut "Abendblatt", weil dem Bezirksamt das Programm zur Ausstellung als "zu aufwendig" erschien. Die DGB-Jugend vermutete dagegen eher politische Gründe für die Ablehnung.

Dienstag, 25. April 2006

Wer das Weltbild stört, wird gekillt!

Ich war nie in Dahab, deshalb überlasse ich das Wort besser denen, die diesen Ort kennen und lieben:
Che: Zu Dahab
Klaus N Punkt: Scheißblödes Gefühl

Warum dieses Attentat gegen einen ägyptischen Touristenort? Es wird, seitens der Sympatisanten der mutmaßlich fanatisch islamistischen Attentäter, sicher nicht an scheinlogischen Begründungen fehlen. Und nicht an rationalisierenden Erklärungsversuchen. Klar, Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle Ägyptens, also ist es "logisch" für einen Feind der ägyptischen Regierung, diese Einnahmequelle zu vernichten. Dass darunter zuerst und vor allem die einfache Bevölkerung leidet, tut diesen Überlegungen kein Abbruch, denn: Je schlechter (es den Leuten geht) desto besser (für uns gewaltätige "Revolutionäre"). (Seit Lenin denken auch nicht-kommunistische terroristische "Revolutionäre" mit Vorliebe "dialektisch".) Der Terror trifft ein armes Land an seiner empfindlichsten Stelle.
Klar auch, egal ob die Attentäter aus dem Ausland kommen oder zur einheimischen islamofaschistischen Gamma Islamija gehören: ihr "Feindbild" ist der "Westen" an sich.

Es ist meines Erachtens auch kein Zufall, dass es gerade den Sinai trifft, gerade die ziemlich undogmatischen und sehr gastfreundlichen Beduinen.

So wenig, wie es ein Zufall war, dass damals, während der Fußball-WM 1994, ein Bombenattentat einen Pub traf, in dem katholische und protestantische Fußballfans gemeinsam ein Spiel der irischen Mannschaft verfolgten. Wer sich als "Ire" fühlt, und erst dann als Prostestant, der ist, in der Logik der Attentäter, "ehrloser Verräter". So wenig, wie es ein Zufall ist, dass Antisemiten sich mit Vorliebe auf "assimilierte" Juden stürzen. So wenig es Zufall ist, das Rechtextremisten leugnen, dass die Integration von Einwanderer funktioniert. So wenig es Zufall ist, dass "Ehrenmorde" vor allem jene Frauen zum Opfer fallen, die erfolgreich vorleben, dass (islamische) Religiösität und ("westlicher") selbstbestimmter Lebensstil durchaus zusammengehen.

Ideologen (egal welcher politischen Ausrichtung) stützen sich aller Erfahrung nach ausschließlich auf die Denkfigur der Ja-Nein-Logik, auch da, wo dies von der Sache her nicht begründet ist. Das heißt, ein Ideologe kann weder kritischen Widerspruch noch gar eine Form von Neutralität zulassen. Wo er sie wahrnimmt, muß er sie "entlarven": Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn.
Das Prinzip geht über die Realität.
Wenn es in der Realität Moslems gibt, die friedlich mit den verachtenswerten "Kreuzrittern" zusammenleben, dann können es keine wahren Moslems sein, sondern müssen ehrlose Verräter sein! Wenn "Kreuzritter" die Kultur und die Menschen eines islamischen Landes schätzen und lieben, dan kann das kein Respekt oder Liebe sein, sondern der hinterhältige Versuch, sich einzuschmeicheln. Sowohl die "Kreuzritter" wie ihre Sympatisanten sind Verbrecher, die umzubringen für einen "frommen Moslem" und "Freiheitskämpfer" völlig legitim ist.

Es ist vielleicht auch kein Zufall, wenn ausgerechnet ein Deutscher äthiopischer Herkunft, der perfekt integriert ist und erfolgreich Karriere macht, Hassobjekt rasstischer Schläger wird. Menschen wie ihn "darf" es im rassistisch-nationalistischen Weltbild nicht geben, also "stimmt mit dem was nicht". Das gilt übrigens nicht nur für die Schläger selbst.

Freitag, 14. April 2006

So wird das nix "Gegen rechts"!

Selbst seriöse Medien wie die "Tagesschau" verbreiten gern heiße Luft (mit moralinsaurem Mief), wenn das Thema "Rechtsextremismus ansteht. Ein wirklicher Kenner der deutschen Fascho-Szene (und der deutschen Vorliebe für demokratiefeindliche "Lösungen") Burkhard Schröder, kommentiert diesen traurigen Zustand: MAHNEN WARNEN SALBADERN GEGEN RECHTS:
Immer mehr Neonazis immer öfter immer böser


Wer hat was davon, wenn Legenden (oder, nach burks, Lügen) kolportiert werden, wie z. B.
"Hinzu komme, dass ausländerfeindliche Parteien in Europa immer mehr Zulauf hätten."
Welche Parteien? Wo? Einen allgemeinen Trend zu mehr "Ausländerfeindlichkeit" (im Klartext: Rassismus und Chauvinismus) bei den Wählern gibt es nicht! Wenn der Hang deutscher Politiker angeblich demokratischer Ausrichtung zur Hetze gegen Einwanderer und Minderheiten gemeint sein sollte, sollte das auch so genannt werden. Genau so, wie sich die zeitweiligen Wahlerfolge der NPD nicht mit einer diffusen "Ausländerfeindlichkeit" erklären lassen.

"Gegen Rechts" sein, ist meines Erachtens oft, sehr oft, eine typische "Anti"-Strategie, nach dem Motto: "Die Häßlichen werden geschlachtet - die Welt wird schön. Die Undemokraten werden geschlachtet - die Welt wird demokratisch!" Mit Sprachregelungen, Verboten, härteren Gesetzen, hartem Durchgreifen schützt "man" die Demokratie zu Tode.

Was hilft wirklich gegen die Feinde der Demokratie? Meine Antwort ist, mit Willy Brandt: "Mehr Demokratie wagen" - auch in der "Wirtschaft". Und auch, wenn's manchmal weh tut - die "offene Gesellschaft" hat so ihre Zumutungen, z. B. das sie Dauerbaustelle ist, dass der Kompromiss ihr Wesenskern ist, dass Harmonie und "Ruhe" für sie kontraproduktiver sind, als selbst "verdeckte Bürgerkriege". Es ist wohl immer noch eine aufklärerische Zumutung das Offensichtliche zu erkennen: Nationen, Völker, Traditionen und Religionen sind nicht "natürlich gewachsen", sondern menschengemacht, Konstrukte. Und sie können - und sollen! - deshalb bei Bedarf geändert werden.

Donnerstag, 30. März 2006

Universalmaßnahme: "(hier passenden neumodischen Kram eintragen) Verbieten!"

Was passiert in Deutschland zuverlässig, wenn die Kinder nicht so "funktionieren", wie sie "sollen"? Agressiv, unkonzentriert und lehrnunwillig sind? Richtig, es wird nach Verboten gerufen! Egal, ob Schnürstiefel, Luxusklamotten, Videospiele und neuerdings Handys, egal ob das Verbot weitgehend sinnlos oder völlig unsinnig ist: "So was gehört VERRR-BOTT-ENNN!" kommt bei deutschen Spießern (vor allem denen ohne schulpflichtige Kinder) stets gut an.

Ein wirklich treffender Artikel zum Thema im Redaktionsblog der "Süddeutschen": 10 Gründe gegen ein Handyverbot an Schulen

Mittwoch, 22. März 2006

Treffende Antworten...

auf das Quiz: "Wer wird Staatsbürger? den
Fragebogen für Einbürgerungswillige, geplant vom Land Hessen, finden sich bei den
Singvøgeln

Dienstag, 21. März 2006

Das Richtige falsch gemacht

Die die heute zurückgetretene schwedische Außenministerin Laila Freivalds hatte etwas, was ich bei anderen Politikern vermisse: den Mut, politische Moral über juristische Bedenken zu stellen. Feige Würstchen überall.
Das erwarte ich von keinem Politiker, und ich verstehe, dass niemand gern seine Karriere für solches Handeln aufs Spiel setzt, aber gerade deshalb schätze ich diese Art Courage umso mehr.

Tagesschau.de: Schwedens Außenministerin tritt zurück

Dass sie eine gezielte Provokationsaktion der rechtsextremen "Sverigedemokraterna" unterband, für die der "Karikaturenstreit" und die Frage, wie weit die Meinungsfreiheit gehen darf, nur äußerer Anlaß / Vorwand war, ist ihr hoch anzurechnen. Der Aufruf, Karikaturen des Propheten Mohamed für die Website der Ultra-Nationalisten einzusenden, hätte bei den bekannt anti-islamischen und ausländerfeinlichen Anhängern der Sverigedemokraterna mit großer Wahrscheinlichkeit Karikaturen zutage gefördert, die im Gegensatz zu den überwiegend eher harmlosen Jyllandsposten-Karikaturen wirklich hetzerisch gewesen wären. Die Folgen - nicht nur für Schweden - mag sich jeder selbst ausmalen.

So weit, so gut. Gelinde gesagt problematisch war, dass auf ihre Veranlassung hohe Beamte des Außenministeriums und der schwedischen Sicherheitspolizei beim Internetbetreiber vorstellig geworden waren. Der ließ daraufhin die SD-Website abschalten. Und durch die leider bei Politikern übliche Verleugnungstaktik machte sie ihr problematisches Handeln noch schlimmer.

Sie machte etwas Richtiges, was sehr viel politischen Mut erfordete - sie stellte den Geist der Verfassung über die Buchstaben. Aber sie ging zu weit, handelte zu eigenmächtig. Und sie verhielt sich schäbig, leugnete und log, um ihren Kopf doch noch aus der Schlinge zu ziehen.
Schade!

Tolle Nachwuchspolitiker!

Kaum zu glauben, aber leider wahr: Die Firma Quelle nimmt nach einem Schreiben der Jusos Papenburg sämtliche Artikel der Firma Lonsdale (seit eh und je auch von schwarzen Boxern getragen, z. B. Muhammad Ali, Mike Tyson) aus ihrem Programm. Damit liegt Ihr ungewollt 100% auf der Linie der Nazis mit ihrer Strategie der Vereinahmung! Leute wie Euch nennt man in Fachkreisen, glaube ich, "nützliche Idioten", nicht wahr?
Eine Suche bei "Google" nach "Lonsdale" hätte Euch eines Besseren belehrt: MUT gegen rechte Gewalt: Alltagskultur Lonsdale. Oder auch nur ein Blick in die Wikipedia. So was nennt man in Fachkreisen "Recherche", glaube ich.

Die ganze Info gibt es bei Sven: Wenn Antifa-Aktion zum Aktionismus wird.

In dem Schreiben heißt es:
Jedem Jugendlichen ist klar, dass durch das Tragen dieser Artikel eine gewisse politische Einstellung transportiert wird.
Und das ist falsch! Lonsdale ist eine Marke, die nur wegen der zufällig im Namen enthaltenen Buchstabenkombination nsda für Nazis interessant ist, und wegen nichts, aber gar nichts anderem! Gerade der Sportartikelhersteller Lonsdale ist in den letzten Jahren durch Aktionen gegen Rassismus und gegen die Vereinahmung der Marke durch Rechtextremisten aufgefallen.
Infolgedessen ist Lonsdale bei unseren "braunen Freunden" inzwischen so ziemlich out. Aber anner Ems gehen wohl die Uhren anders (am Hamburger Zollkanal wohl auch - siehe die Reaktion bei
SpOn

Bravo, Jusos in Papenburg, das habt Ihr Klasse hinbekommen! Zuerst ganz großen Bockmist bauen und dann alles weichspülen, verschlimmbessern, abwälzen! Und sich dann über die Parteienverdrossenheit wundern! doing, doing, doing

Aktion Lonsdale Loves all Colours

Nachtrag:
Inzwischen ist Quelle zur Vernunft gekommen. Ich verweise auf den Komentar bei Sven, dem ich mich inhaltlich voll anschließe: Quelle nimmt Entscheidung gegen Lonsdale-Produkte zurück

Samstag, 18. März 2006

Altona bleibt dänisch!

Mir fiel beim Besuch der bis 1863 zweitgrößten Stadt Dänemarks auf, dass zahlreiche Verkehrschilder usw. zu Danebrogs (dänische Nationalflagge) umgestaltet waren.

Die erwähnte Stadt ist natürlich Altona, heute Bezirk - nicht etwa Stadtteil! - der Freien und Hansestadt Hamburg. Die Zeit, in der Altona dänisch war, wird gerne als "goldenes Zeitalter" der Stadt verklärt - wie ich finde, nicht ganz zu Unrecht.

Der Hintergrund: der Bezirksbürgermeister von Hamburg-Altona, Hinnerk Fock (FDP) wollte keine dänische Fahne auf seinem Rathaus hissen. Was zu bestimmten Anlässen durchaus schon gemacht wurde (z. B. letztes Jahr anläßlich des Altonale Sommerfestes) schließlich: siehe oben.
Nicht etwa, weil ein solcher bestimmter Anlass (historischer Gedenktag z. B.) nicht vorläge, sondern weil er fand, das heize den Tatendrang beleidigter Muslime nur noch zusätzlich an. (Ja, ja, der Karrikaturenstreit!) Altona ist schließlich auch eine der größten türkischen Städte Deutschlands.

Der Vorschlag kam übrigens von Aram Ockert, einem Altonaer Dänemarkfreud, der auf die antidänischen Ausschreitungen im Zuge des Karrikaturenstreits mit dem Hissen des Danebrog reagierte. Einige andere Altonaer taten es ihm gleich. (Übrigens erfreuten sich die dänischen Farben auch vor der Kulturkampfposse in Altona einiger Beliebtheit - wieder: siehe oben.) Es ist vielleicht nicht die sinnvollste Reaktion, und ich kann verstehen, dass Bezirksbürgermeister Fock da nicht mitziehen wolte, aber die Begründung, die er gab, gibt mir zu denken. Immerhin gilt Fock als "liberales Urgestein".

Für seinen Vornamen kann Hinnerk Fock übrigens nichts, auch wenn er paßt. ("Werner"-Leser wissen mehr!)

Hier ein Beispiel:
Einbahn, danisiert

Außerdem sind etliche der in HH signalroten Papierkörbe danisiert worden:
Muelleimer

"Schlimmer" noch, die Fotografin Bianca Ludewig hat die ebenfalls seit Neuestem das Hamburger Stadtbild bereichernde Mohammed-Grafittis dokumentiert: moffitto
Trotz dieser Provokation sind die von Hinnerk befürchteten bürgerkriegsähnliche Zustände bisher ausgeblieben. Die Reaktion von "Achmed Normal" ist in dieser Hinsicht ähnlich gelassen wie von "Otto Normal". Provokationen dieser Art ziehen nur bei Leuten, die provoziert werden wollen.

Die Reaktion der links-alternativen "Kiezmiliz" im Schanzenviertel und ümto auf die Graffitis ist übrigens uneinheitlich. Die einen, die neuerdings wieder gern mit den in den 80ern populären Pali-Feudeln unterwegs sind, schreien natürlich "Rassismus", "Öl ins Feuer gießen", "Islamophobie" und "Solidarität mit Palestina" (als ob das damit auch nur das Mindeste zu tun hätte). Die anderen, mehr so die Anarcho-Ecke, erfreuen sich eher an solchen Plakaten:
Lattenjupp bei Hafenklang

Bisher bleiben die Landesvertretungen Hamburgs von empörten Christenmobs verschont. Auch von christlichen Boykottaufrufen gegen in Hamburg hergestellte Produkte ist bisher nichts bekannt.

Ein diskussionswürdiger Artikel hierzu in "Lizas Welt" (ja, die pösen Linkzionisten ... ) Mofitti

Freispruch 1. Klasse für Antifa-Symbole

Gute Nachricht:
Ein absurdes und kontraproduktives Urteil hat keinen Bestand!

Das meldete gestern die Taz:
HAKENKREUZ
Durchstreichen okay
Bürger dürfen mit durchgestrichenen Hakenkreuzen ihre Meinung ausdrücken. Das urteilte das Landgericht Tübingen in einem Berufungsprozess gegen einen Studenten. Er wurde frei gesprochen. Er habe eindeutig seinen Protest gegen Rechtsextremismus ausgedrückt und nicht verfassungsfeindliche Symbole verwendet. (dpa)

taz vom 17.3.2006, S. 6, 12 Z. (Agentur)

Na bitte, geht doch - auch in Tübingen!

Ausführliche Meldung im "Tübinger Tagblatt": Ein Freispruch erster Klasse

Meldung & Diskussion bei "Indimedia": Freispruch im Tübinger Hakenkreuz-Prozess

Mittwoch, 15. März 2006

Hilfe, ich sterbe aus!

Ich gehöre nämlich zu jenen egomanen Hedonisten, die finanziell bestraft werden müssen, weil sie es versäumt haben, Kinder in die Welt zu setzen. Wobei es ja völlig unerheblich ist, welche äußeren Umstände mich dazu gebracht haben, keine Familie zu gründen - es kommt ja schließlich gesamtgesellschaftlich gesehen nicht darauf an, ob man sich in der Lage fühlt, Kindern ein guter Vater zu sein und erst recht nicht, ihnen ein selbstbestimmtes und glückliches Leben zu sicher. Hauptsache, es sind produktive künftige Beitragszahler - was allerdings vorausetzt, dass sie nicht dauerarbeitslos sein werden.

Zu diesen Thema fand ich einen sehr melancholisch stimmenden, im besten Sinnne augenöffenenden Beitrag im "rebellmarkt":
Bessere Geburtenrate?. Ein Blick in die real existierende Tristesse eines Altersheims für "gehobene Ansprüche", wo die Leistungsträger ihre beim Erwerbsstreben hinderlichen
älteren Verwandten auf den Tod warten lassen. Der Schlußabsatz ging mir unter die Haut:
Ich hasse es, da rein zu gehen. Aber es ist meine Pflicht, und ich tue es gern für diejenige, zu der ich gehe. Ich erlebe dort jeden Tag, wie meine christlichen Ohnemenschen mit ihren Eltern umgehen. Ich wünsche keinem von denen, dass er mal so endet. Aber es wäre nett, wenn all die Klugscheisser mal in Bezug auf Geburtenraten die Fresse halten würden. Deutschland ist ohnehin völlig übersiedelt. Und das Ende wird so oder so scheisse.

Ich weiss das. Wir werden in einer Umgebung enden, die unendlich weit entfernt ist von der Talkshowrealität. Niemand wird uns besuchen, egal wie wie karnickelt haben. Und da hilft es auch keinem, wenn er viel zu vererben hat. Frau B. gehört ein halber Strassenzug in der Altstadt. Geschätzter Wert über 50 Millionen. Frau B. sitzt den ganzen Tag an der Tür, auf einer Bank, wo sie nicht sitzen sollte, weil sie die Zugluft krank macht, eine Grippe wird sie kaum überleben. Sie wartet auf die Angehörigen ihres grossen Clans, von denen jeder einzelne nach ihrem Tod Millionär sein wird. Keiner kommt. Niemand. Geburtenrate? Sie hat 6 Kinder.

und das ist jetzt ausnahmsweise mal nicht von einer kunstfigur don alphonso geschrieben
Der ideale deutsche "Leistungsträger" und Beitragszahler ist, (pop-)ökonomisch gesehen, jemand, der in seinem Beruf bis an die Leistungsgrenze geht, seine Freizeit sinnvoll dazu nutzt, die Arbeitskraft zu regenerieren und die infolge der (Selbst-)Ausbeutung angeschlagene Gesundheit zumindest soweit zu reparieren, dass er die Krankenversicherung nicht zu sehr beansprucht und beruflich voll belastbar bleibt. Pünktlich zum 65. (oder in ein paar Jahren 67.) Geburtstag kriegt der "ideale" Leistungsträger dann seinen tödlichen Herzinfarkt und entlastet so die Rentenversichrung. Das geht ja nicht an, dass diese egomane Hedonisten womöglich immer länger leben wollen!

Zu diesem Thema auch unbedingt das hier lesen - weil es um ein trauriges gesellschaftliches Phänomen im Zusammenhang mit dem kinderkriegen geht, das man kennen sollte. Denn nur gesunde und leistungsfähige Kinder sind das, was "wir" uns wirklich wünschen:
Die Spitze des Eisbergs

Und noch was, allen populistischen Politikern, nationalistischen Panikschiebern und Boulevard-Gammel-Journalisten ins Stammbuch geschrieben:
Selbst wenn jede Frau in Deutschland ab sofort jene 2,1 Kinder zur Welt brächte, die rechnerisch zum Erhalt einer Bevölkerung notwendig sind, würde es über 70 Jahre dauern, bis sich die Einwohnerzahl stabilisiert. Die Berechnung ist von Professor Herwig Birg, Direktor des Instituts für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik der Universität Bielefeld. Von dem auch das ist:
Bevölkerungsentwicklungen (...) sind Prozesse von großer Trägheit, die auf Jahrzehnte hinaus kaum mehr umgelenkt werden können, wenn sie erst einmal eine bestimmte Richtung eingeschlagen haben.
Heißt also: auch "Wurfprämien", Ehestandsdarlehen und Mutterkreuze werden nichts mehr ändern können (außer, dass sie das ramponierte Sozialklima endgültig ruinieren).

Was auch heißt: ohne Einwanderung geht es, rein demographisch gesehen, nicht. Wobei selbst massivste Einwanderung die "Alterspyramide" nicht wieder auf die "gesunde Basis" stellen kann, von der so viele Politiker sonntags nachmittags so gerne reden.
Global gesehen ist diese Entwicklung, die auch in anderen Ländern besteht, übrigens sehr zu begrüßen. Es sieht nämlich ganz so aus, als ob die restlost überbevölkerte Erde, die z. B. vom Club of Rome prognostiziert wurde, auf Dauer eine alptraumhafte Dystropie bleiben wird.

Nachtrag: Zum Thema passender wichtiger Beitrag auf Sven Scholzens Blog: Die demographischen Kaffeesatzleser sind wieder unterwegs. Der "Rentenkollaps" folgt nämlich keineswegs zwangsläufig aus der demographischen Entwicklung, eher ergibt sich der Verdacht, dass mit der "demografischen Katastrophe" von einem ganz anderen Schauplatz gesellschaftlicher Auseinandersetzungen abgelenkt werden soll. Es werden nämlich die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer langsam, aber sicher von der Teilhabe am Produktivitätsfortschritt abgekoppelt. Eine eine bewusste politische Entscheidung hinsichtlich der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums, "getarnt" und gerechtfertigt als unausweichliche Konsequenz der "alternden Gesellschaft". Hinzu kommt auch noch der "ganz normale", kommerziell motivierte Deal zwischen Versicherungsunternehmen und Medien wie der BILD, die aus der Angst vor der Altersarmut Kapital schlagen. (Bericht in "Monitor", am 16. März, 21:45, ARD "BILD und die Rentenangst - harte Interessen, weiche Zahlen.)

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