Religion, Magie, Mythen

Dienstag, 7. Februar 2006

Aufklärungsfundamentalismus?

Eines der absurdesten Argumente im absurden "Kulturkampf" um ein paar Mohammed-Karrikaturen ist der Vorwurf eines "Aufklärungsfundamentalismus".

Was wäre, wenn wir "Aufklärer" wirklich so reagieren würden, als wären die "Werte der Aufklärung" ein "heiliges" religiöses Dogma?
"Aufklärer", die so denken, die Kritik gegenüber nicht offen und zur Selbstkritik nicht fähig sind, sind schlich und definitionsgemäß gar keine! Selbst wenn sie sich bei passender Gelegenheit auf die "Werte der Aufklärung" berufen.

Man vergesse nicht, dass das, was wir Aufklärung nennen, anderen vielleicht Verfinsterung scheint.
Adolph Freiherr Knigge: "Über den Umgang mit Menschen"

Eine sehr schöne Glosse zum Thema gibt es in der TAZ:
Was nun, ferner Bärtiger?

Und was ist mit dem viel zitierten, angeblichen "Kampf der Kulturen"?
Da zitiere ich doch mal die FAZ:
Du bist Mohammed
Samuel Huntingtons „Kampf der Kulturen” ist eine intellektuelle Kippfigur: Wenn man ihn einmal im Sinn hat, deutet man alle Ereignisse nach diesem Muster. Huntington selbst ist ja, wie er unlängst im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bewies, stets dazu bereit, auch die Unpünktlichkeit mexikanischer Handwerker zu einem zivilisatorischen Graben von säkularer Dimension umzudeuten.
Es geht Vieles: um Macht, um Einfluß, um Profite, um gekränkte Eitelkeiten (auch "Prestige" genannt und gern mit "Ehre" verwechselt), um Korruption - ja, und um Auflagenhöhen und Profilierungen auf dem Medien. Damit fing die Sache ja an, mit einer "rechten" dänischen Zeitung, die sich in einer innerdänischen Auseinandersetzung ihr "Minderheitenkritisches" bzw. "dänisch-nationales" Profil zu schärfen. Und ins Rollen kam die selbst in Dänemark weitgehend unbeachtet Affäre erst vier Monate später, als ein profilierungssüchtiger, aber unter dänischen Moslems ob seiner reaktionärer Ansichten weitgehend isolierter Iman sich zum "Sprecher der Moslems in Dänemark" aufspielte und seinen "großen Bruder" in Ägypten rief - wobei er außer den "echten" JP-Karrikaturen auch einige Fakes und vor allem jede Menge Horrorgeschichten über das böse rassistische "Kreuzfahrerland" Dänemark im Reisegepäck hatte.

Es ist nicht zu übersehen, dass der Aufruhr kräftigt angeheizt wird. Und zwar von verschiedenen Seiten, jeweils aus eigenem Interesse. Die Machthaber in den islamischen Ländern, weil äußere Feinde immer gut sind, um von inneren Mißständen abzulenken, Journalisten, die auf spektakuläre Bilder aus sind, Islamisten, um mehr Anhänger zu gewinnen, dänische Politiker, die der "Dansk Folkeparti" nicht die Wähler am "rechten Rand" überlassen wollen,
Spindoktoren überall, die den Krieg der Kulturen herbeireden, usw..

Es sei auch daran erinnert, dass die "Fronten" im mutwilligen herbeiinszenierten "Kampf der Kulturen" etwas anders verlaufen, als es uns manche "Hüter der Werte des Abendlandes" weismachen wollen:
Der gegenwärtige Skandal kommt einigen zensurwilligen Politikern in Deutschland (aber auch in anderen westlichen Ländern) sehr gelegen. Seit vielen Jahren schon versuchen Teile der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Rückenwind der Kirchen, den sog. „Gotteslästerungsparagraphen“ 166 des Strafgesetzbuches zu verschärfen. Zwar scheiterten bislang noch sämtliche christlichen Versuche, die „freche Kritik an der Religion“ gänzlich zu verbieten, aber dank der tätigen Unterstützung islamischer Fundamentalisten könnte dieser Anschlag auf die bürgerlichen Freiheiten in absehbarer Zeit nun doch gelingen. (Hieran erkennt man übrigens, dass die entscheidenden Fronten im „Kampf der Kulturen“ nicht zwischen islamischer und christlicher Welt verlaufen, sondern zwischen den „Vertretern von Humanismus und Aufklärung“ einerseits und den diversen „Feinden der offenen Gesellschaft“ andererseits!)
Zitat aus: GBS-Petition zur Verteidigung der Meinungs-, Kunst-, und Pressefreiheit

Sehr lesenswert sind Svens Ansichten und Einsichten in seinem Blog: Streit der Kulturen? Blödsinn!

Nachtrag: sz: Jyllands-Posten
Publizistischer Begleitschutz
Das Blatt, das den Karrikaturen-Streit ausgelöst hat, hilft der rechten dänischen Regierung indem sie deren ausländerfeindliche Ansichten unterstützt.
Sehr gute und faire Darstellung des innerdänischen Hintergrundes, ohne den es nie zur Karrikaturenaffäre gekommen wäre.

Nachtrag, 11.2.: Kaum zu glauben, aber wahr: Eine ägyptische Zeitung druckte schon am 17. Oktober (im Ramadan!) 6 Mohammed-Karikturen aus "Jyllands Posten" ab - eine davon sogar auf der Titelseite. Es gab keine Proteste. Quelle (mit eingescannten Zeitungsseiten): Egyptian Newspaper Pictures that Published Cartoons 5 months ago

Von wegen "spontane Empörung"! Von wegen "Kampf der Kulturen"!

Freitag, 3. Februar 2006

Die Moschee im Dorf lassen 2

Was ich schon lange befürchtet hatte, wurde bittere Realität:
telepolis:Das jüdische Webmagazin HaGalil wurde gehackt

Die Spuren gehen - offensichtlich - in Richtung Kathar:
Wegen Mohammed-Karikaturen: Internet-Portale gehackt. Ob die Täter letzten Endes doch Nazis (oder weltanschaulich ähnlich gestrickte Antisemiten) waren, oder "Islamisten" (nicht zu verwechseln mit "Moslems"), ist meines Erachtes zweitrangig. Es gibt da ohnehin Überschneidungen.(Siehe auch: Demokratie-Dilemma.)

Bezeichnend auch die "offiziellen" Reaktionen aus der arabischen Welt:
Aber auch jetzt steht die Forderung nach Sanktionen im Raum. Auf einer Konferenz in Tunis verlangten arabische Innenminister von der dänischen Regierung, die Urheber der Karikaturen zu bestrafen.
Heute.de: Dänemark steht Kopf
Anschlagsdrohungen, Polizeischutz, anonyme SMS
.
Offensichtlich können (oder wollen) sich diese Innenminister eine von der Regierung unabhängige Presse nicht vorstellen. (Wobei auch "westliche" Innenminister dazu neigen, ein angespanntes Verhältnis zu Bürgerrechten zu haben.) "Was berechtigt eigentlich jeden Zeitungsmenschen, ungefragt seine Meinung abzusondern?"

Etwas zum Hintergrund, das in der momentanen Aufregung gern vergessen wird:
In Dänemark fanden die umstrittenen Karrikaturen in der "Jylland Posten" den uneingeschränkten Beifall der dortigen Rechtspopulisten und Rechtsextremisten - was durchaus als "Beifall von der falschen Seite" zu werten ist, denn die JP gilt zwar als "rechter Lappen", steht aber den Rechtspopulisten der Dansk Folkeparti nicht unbedingt nahe, geschweige denn den zahlenmäßig winzigen, aber lautstarken, dänischen Ultra-Nationalisten & Neo-Nazis.
Die "Dansk Folkeparti" tritt für strenge Ausländergesetze ein. Unter ihrer Mitwirkung wurde die Ausländergesetzgebung in Dänemark massiv verschärft. Auf deutsche Verhältnisse übertragen hat die "Dansk Folkeparti" einige Ähnlichkeit mit dem rechten Flügel der CSU, auch was die betonte Nähe zum Christentum, das im Vergleich zu "Neokonservativen" und "Neoliberalen" sozialere Profil und die Vorliebe fürs Folkloristische angeht. Die DF ist allerdings strikt europafeindlich. Zur Zeit toleriert die DF eine liberal-konservative Koalition im dänischen Parlament (Folketing) - wobei die "Toleranz" mitunter leicht erpresserische Züge animmt, die DF also de facto mitregiert, obwohl sie für die Liberalen als nicht koalitionsfähig gilt.
Die DF machte den "drohenden" EU-Beitritt der Türkei erfolgreich zum Wahlkampfthema und schlug dabei schrill anti-islamische Töne an. Deshalb, und wegen der zuungunsten vor allem muslimischer Einwanderer verschärften Ausländergesetze, sind die dänischen Muslime gegenüber wirklich oder vermeindlich anti-islamischen
Äußerungen ausgesprochen dünnhäutig.

Festzuhalten bleibt: die dänische "Rechte Szene" ist ziemlich strikt antiislamisch, während es in Deutschland deutliche Überschneidungen zwischen rechtsextremen und islamistischen Kreisen gibt. (Ich hoffe heimlich, dass die Affäre einen Keil zwischen dänische und deutsche Rechtsextremisten treibt; einen Keil zwischen "christlich-abendländische" und "islamistenfreundliche" rechte Szene dürfte sie schon jetzt getrieben haben.)

Ach übrigens, da machen sich gerade ein paar Karnevals-Narren zum Narren - aus der online-Ausgabe der Rheinischen Post: Narren-Furcht vor Islamisten
Andere hochrangige Karnevalisten, die nicht mit Namen zitiert werden wollen, erklären: „Man will doch nicht enden wie dieser Filmemacher in Holland!“ (Gemeint ist der Regisseur van Gogh, der von einem radikalen Moslem erstochen wurde)…
Ich glaube, da überschätzen ein paar Karnevalisten ganz gewaltig sich und die Bedeutung des Karnevals. Es sei denn, sie hätten ersthaft geplant, Hetz-Wagen vom Kaliber "Mohammed mit Bombe im Turban" im Rosenmontagszug mitfahren zu lassen. Oder sind sind einfach feige.

Dienstag, 31. Januar 2006

Mal die Moschee im Dorf lassen

Offensichtlich hat die dänische Jyllands-Posten etwas ganz, ganz Schreckliches getan, das den geballten Zorn zahlreicher rechtschaffenden Muslime unstillbar herausfordert:
Auch nach einer Entschuldigung der Zeitung am Montagabend und einer Distanzierung des dänischen Regierungschef Anders Fogh Rasmussen hielten die Straßenproteste am Dienstag an. In Tunis verlangten 17 Außenminister der Arabischen Liga von Dänemark die Bestrafung der Verantwortlichen der Zeichnungen. Die dänischen Muslime nahmen dagegen die Entschuldigung an. Ein Sprecher der islamischen Glaubensgemeinschaft in Dänemark sagte: «Wir danken dem dänischen Ministerpräsidenten und der 'Jyllands-Posten' ausdrücklich für das, was sie getan haben.»
Aus: netzeitung: Bombendrohung gegen dänische Zeitung Die Reaktion der dänischen Muslime zeigt übrigens, dass die Empörung, wie in solchen Fällen üblich, mit wachsender Entfernung und abnehmender Kenntnis des Sachverhalts drastisch wächst.
(Und dass fast alle Muslime keine mordlüsternen Fanatiker sind, dürfte sich inzwischen selbst in christlich-konvervativen Kreisen herumgesprochen haben.)

Das "Korpus delicti" sind einige nicht sonderlich gelungene, allerdings auch - nach "europäischen" Maßstäben - nicht sonderlich provokative Karrikaturen. Gefunden habe ich sie u. A. bei "Antibürokratieteam": Die Freiheit von Jyllands-Posten ist auch meine Freiheit(Lesenswert auch die Kommentare, z. T. aus Dänemark.)
Die Hintergründe lassen sich u. A. hier nachlesen: Der dänische Fall Rushdie Entsprechende Jesus-Karrikaturen würden vermutlich nicht einmal evangelikale Christen zu Protestaktionen hinreißen. Die Reaktionen der dänischen Muslime waren entsprechend (überwiegend) zivilisiert: Sie kritisierten die Karrikaturen als geschmacklos und wies darauf hin, dass gemäß der religiösen Grundsätze des Islams jede Darstellung des Propheten Mohammed verboten sei. Jyllands-Posten entschuldigte sich, die Entschuldigung wurde angenommen.

Die Reaktionen in arabischen Ländern - und in der eigentümlicher Parallelwelt europäischer "Islamisten" - verlief bekanntlich anders - und wie zu vermuten ist, seitens der meisten eifrig Protestierenden und Boykottierenden in völliger Unkenntniss des tatsächlichen Sachverhalts. Andere wissen, dass sie aus einer Mücke einen antiislamischen Kampfelefanten machen - zwecks Propaganda. "Jamaat-e-Islami", eine in Pakistan ansässige mächtige islamofaschistische Organisation, machte aus dem dänischen Sturm im Wasserglas einen Hurrikan "dänischer Kreuzritter", ihre Jugendorganisation lobte sogar ein Kopfgeld zur Ermordung der Journalisten aus.

Was mich an der ganzen Sache stört: allzu viele europäische Politiker, Schriftsteller und Journalisten bringen für die verletzten Gefühle der Muslime allzu viel Verständnis auf. Damit unterstützen sie, hoffentlich ungewollt, die Position der kompromißlosen Fanatiker und schaden den liberalen Muslimen, die den Wert der Redefreiheit kennen und schätzen.

Nachtrag: Zum Vergleich einige besonders "schöne" Karrikaturen aus dem arabischen Raum - die meisten übrigens aus Blättern, die direkt von den jeweiligen Regierungen kontrolliert werden: Cartoons from the Arab World
via: Die Achse des Guten

Nachtrag (mit Bitte um Entschuldigung):

Alle Jyllandsposten-Karrikaturen sind auf dieser Website zu finden:
https://www.gegenstimme.net/2006/01/26/defending-freedom-of-opinion-speech-and-press/

Noch ein Nachtrag: Henryk M. Broders sehr lesenswerter Kommentar auf SpOn:
Einen bedrohen, eine Million einschüchtern

Nachtrag vom 1. Februar:
Unterdessen hat der Deutsche Journalistenverband (DJV) den Nachdruck der Mohammed-Karikaturen auch in deutschen Zeitungen kritisiert.

Entscheidend sei die Ziffer 10 des Pressecodex, sagte DJV-Sprecher Hendrik Zörner. Danach seien „Veröffentlichungen in Wort und Bild, die das sittliche oder religiöse Empfinden einer Personengruppe nach Form und Inhalt wesentlich verletzen können, mit der Verantwortung der Presse nicht zu vereinbaren“.
Erfüllen die eher banalen Karrikaturen in Jyllands-Posten diesen Tatbestand? Nach europäischen Maßstäben wohl nicht!
Meines Erachtens erfüllt der DJV den Tatbestand des Schwanzeinkneifens.

Der Presserat scheint noch halbwegs zu wissen, worum es beim "Recht auf freie Meinungsäußerng" geht - allerdings "weich" formuliert:
Der Presserat dagegen reagierte zurückhaltend. Wenn Beschwerden über die Abdrucke eingingen, werde man prüfen, ob sie gegen den Pressecodex verstoßen, so Arno Weyand vom Presserat. Da die Zeitungen aber nicht Urheber der Karikatur seien, könne man ihnen möglicherweise nichts vorwerfen. Eine Rüge des Presserats zu diesem Zeitpunkt sei auf jeden Fall ausgeschlossen.
(Beide Zitate aus der Süddeutschen Zeitung „Die anderen haben gewonnen“)

Interessanter Kommentar im Ethno:log: Kontroverse um Mohammed-Karikaturen

Donnerstag, 8. Dezember 2005

Kreationisten - auch bei uns auf dem Vormarsch

Bisher nahm ich an, "Kreationisten", die die Schöpfungsgeschichte der Bibel wörtlich nehmen, seien bei uns eine Erscheinung am sektiererischen Rand des Christentums.
Auch die Lehre von "Intelligent Design", von fundamentalistischen Christen in den USA als angeblich "wissenschaftliche" Theorie und Alternative zum "Darwinismus" gepriesen, hielt ich für eine "Ami-Spinnerei" - in Deutschland hätten die Kirchen wenig zu melden, und außerdem hätten sie längst ihren Frieden mit der Wissenschaft gemacht.

Ein langer und lesenswerter Artikel in ZeitWissen belehrte mich eines Besseren. Auch wenn die "Kreationisten" bei uns eine kleine Minderheit sind, sie machen gehörig Wind:

Päpstlicher als der Papst
Wer daran zweifelt, dass das Leben auf der Erde sich im Großen und Ganzen anders entwickelt hat, als es die moderne Synthetische Evolutionstheorie beschreibt, gehört einer Minderheit an. Zwar glauben laut einer repräsentativen Infratest-Umfrage im Auftrag von ZeitWissen 50,4 Prozent der Deutschen, eine höhere Macht habe die Erde und das Leben auf ihr erschaffen (Osten 34,7 Prozent, Westen 54,4 Prozent). Immerhin 28,8 Prozent glauben nicht, dass Affe und Mensch einen gemeinsamen Vorfahren haben. Bis heute aber ist in keiner seriösen naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift ein Aufsatz veröffentlicht worden, der Belege für einen lenkenden Gestalter enthielte.
Die Umfrageergbenisse überraschten mich. Allerdings fällt mir auf, dass die Behauptung "Eine höhere Macht hat die Erde und das Leben auf ihr erschaffen" alternativ zu der wissenschaftlich gut erhärteten Theorie einer "Entwicklung von primitivsten Lebensformen hin zur Welt, die wir kennen, getrieben durch zufällige Veränderungen, beeinflusst durch Umweltbedingungen und Konkurrenzdruck" gesehen wird: Entweder Schöpfung oder Evolution. In pantheistischen und ganz allgemein "naturreligiösen" Ansätzen besteht dieser Gegensatz nicht. Es kann also sein, dass etliche der vermeindlichen "Schöpfungsanhänger" durchaus "gute Darwinisten" sind.

Obwohl es im Alltag wenig Bedeutung zu haben scheint, wie denn das Leben, das Universum und der Rest entstanden sind, ist der Kreationismus weitaus mehr als irgendeine beliebigepseudowissenschaftliche Lehre:
Das Schöpfungsbuch Creatio etwa, das Junker auf dem Klappentext lobt, prangert eine »Missachtung der Schöpfungsordnung« an, wo Alleinerziehende, Homoelternpaare, Doppelverdienereltern oder »Familien mit Hausmann« von der »von Gott gegebenen Form der Ehe« abweichen. Eben noch Genesis, plötzlich wird mit der Bibel anderer Leute Lebensstil verdammt. »Die Frage, wie der Mensch entstanden ist, hat auch Folgen für Ethik und Normen«, sagt Junker.
Umgekehrt scheint es auch so zu sein, dass ein in all seinen ethischen Implikationen ernst gemeintes Christentum auch dann zu antidarwinistischem Schöpfungsglauben führen kann, wenn man sehr wohl weiß, dass die Bibel nicht wort-wörtlich zu verstehen ist:
Was vertrackt klingt, ist zentral, will man die Motivation von Wort und Wissen verstehen. Nur zu sagen, das seien Fundamentalisten, die eben alles wörtlich nähmen, greift zu kurz. Vielmehr ist die Bibeltreue der Anfangspunkt eines Dilemmas: Erst der Sündenfall hat den Tod in die Schöpfung gebracht. Vorher war sie perfekt. So steht es geschrieben.

Zur Evolutionstheorie hingegen gehört die Auslese. Sünde wird da schnell zum Selektionsvorteil. Ein Widerspruch, so Junker: »Wie hätte Gott den Menschen dann noch zur Rede stellen können und fragen: Was hast du getan?« Ohne sündige Menschen und vergebenden Gott aber macht die Erlösungsreligion Christentum wenig Sinn - solange man die Bibel als faktentreue Offenbarungsschrift liest, darf Evolution einfach nicht der Weg sein, auf dem sich das Leben entwickelt hat.

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