Geschichte

Freitag, 8. Dezember 2006

Doch Spuren der Hammaburg entdeckt?

Meldung im NDR, die es zum Glück auch auf die NDR-Website geschafft hat:
Doch Spuren der Hammaburg entdeckt?

Der Hintergrund: bisher legten die Grabungsergebnisse auf dem Hamburger Domplatz nahe, dass die legendäre "Hammaburg", angebliche Keimzelle Hamburg, durchaus eine Geschichtslegende gewesen sein könnte.
Die Funde legten nahe, dass es sich bei dem bisher als Domburg interpretierten Wallkörper tatsächlich um die ältere Hammaburg handeln könnte. Am Dienstag soll die Öffentlichkeit informiert werden.
Aus schriftlichen Quellen geht hervor, dass die Hammaburg um ca. 817 erbaut und 845 bei einem Überfall der Wikinger zumindest teilweise zerstört wurde. (Wenigstens der Wikinger-Überfall ist seit den 50er Jahren archäologisch nachweisbar.) Dennoch ist die ältere Hammaburg, gegründet als fränkische Festung im nordelbischen Sachsen, angeblich zum Schutz gegen die im heutigen Kreis Lauenburg lebenden Slawen und als Missionszentrum eines neugegründeten Erzbistums, wohl nicht die "Keimzelle" Hamburgs: es sind sowohl altsächsische wie slawische Siedlungsreste vorhanden, die Burg wurde also einer bereits ansässigen Bevölkerung "vor die Nase gesetzt". Ja, und einen Hafen gab es auch, gut 400 Jahre vor Hamburgs "offiziellem" Hafengeburtstag am 7. Mai 1189 (der ohnehin auf einer gefälschten Urkunde beruht).

Weiter Informationen auf Die Welt online:Sensationsfund auf dem Domplatz

Donnerstag, 7. Dezember 2006

Die Legende vom Perlenhafen

Heute ist der 65 Jahrestag des Angriffs eines Flugzeugträgerverbandes der japanischen Flotte auf den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor. Und wie immer anläßlich solch eines Jahrestages werden alte Verschwörungstheorien neu aufgewärmt. Zumal sich für den fortgeschrittenen V-Theoretiker die Parallelen zum "11. September" regelrecht aufdrängen. Auf der Website Gerhard Wisnewskis (ja, der mit der "im Studio insznierten Mondlandung") fand ich die z. Z. wichtigste Theorie - die von Robert B. Stinnett - in äußerster Knappheit dargestellt:
Das im Jahr 2000 veröffentlichte Ergebnis der siebzehnjährigen Recherchen und Quellenstudien von Robert B. Stinnett - in Deutschland veröffentlicht unter dem Titel 'Wie die US-Regierung den Angriff provozierte und 2.476 US-Bürger sterben ließ' - werde dabei vollständig ignoriert.

Die Ankündigung der 2003 bei Zweitausendeins erschienenen deutschsprachigen Ausgabe des Buches von Robert B. Stinnett führt einige Punkte auf, denen Stinnett nachgeht:
  • Die Funkstille, unter der die japanische Angriffsflotte angeblich operierte, war eine Lüge. Stinnett legt 129 Radiotelegramme vor, die sofort entschlüsselt wurden.
  • Dass die US-Navy in Pearl Harbor fast ausradiert wurde, ist eine Lüge. Alle modernen Schiffe wurden kurz vor dem 7. Dezember 1941 überraschend aus dem Hafen abkommandiert.
  • Dass die japanischen Angreifer ins Nichts verschwanden, ist eine Lüge. Man hätte sie verfolgen und vernichten können, aber das passte nicht ins Drehbuch der Tragödie.
Aus Gerhard Wisnewki: Kino der Angst (über das gleichnamige Buch von Peter Bürger).

Der erste Punkt entzieht sich einer Ad-Hoc-Überprüfung ohne größeren Rechercheaufwand. Man kann Stinnet glauben oder nicht. Immerhin ist seine Darstellung einigernmaßen plausibel. (Hierzu: Nebelbank: Pearl Harbor.)

Der Dritte Punkt kann nur dann stimmen, wenn der zweite Punkt stimmt, und die US-Flotte in Wirklichkeit nur ein paar veraltete Schlachtschiffe und Flugzeuge verlor, aber in ihrer Kampfkraft nicht beeinträchtigt war.
Die japanische Angriffsflotte bestand aus: 6 Flugzeugträgern, 2 Schlachtschiffen, 3 Kreuzern, 9 Zerstörern, 23 U-Booten und 5 Mini-U-Booten und hatte 441 Kampfflugzeuge. 29 Kampfflugzeuge und 5 Klein-U-Boote gingen verloren.
Schon vor dem Angriff wäre das ein harter Brocken für die US-Pazifikflotte gewesen. Unmittelbar nach dem Angriff waren die Flugplätze in Pearl Harbor durch Flugzeugwracks blockiert; in der Hafeneinfahrt des Flottenstützpunktes lagen gesunkene und beschädigte Schiffe. Ohne Aufräumarbeiten - die Wochen dauerten - hätten die noch unbeschädigten Schiffe und Flugzeuge gar nicht zum Einsatz kommen können.
In der Praxis hätten für einen "Gegenangriff", um die japanische Flotte zu "vernichten" nur der in See befindliche Flugzeugträger USS "Enterprise" und seine Begleitschiffe - 3 Kreuzer und 9 Zerstörer - und eventuell der weiter entfernt, in der Nähe von Midway stehende Verband um den Flugzeugträger USS "Lexington" und seinen 3 Kreuzern und 5 Zerstörern zur Verfügung gestanden. Also maximal 2 Flugzeugträger, 6 Kreuzer und 14 Zerstörer gegen 6 Flugzeugträger, 2 Schlachtschiffe, 3 Kreuzer und 9 Zerstörer - realistischerweise aber nur der Trägerverband der "Enterprise", weil die "Lexington" sich noch in der Nähe der Midway-Inseln befand, weit südlich des Heimatkurses der Japaner.

Außerdem hatten die amerikanischen Flugzeugträger nur einen Teil ihrer Sollstärke an Flugzeugen an Bord, die "Enterprise" hatte zudem einige ihrer Flugzeuge beim Kampf um Pearl Harbor verloren. Bei diesem Kräfteverhältnis wäre ein Angriff auf die japanische Flotte - wenn ihr Standort denn bekannt gewesen wäre - viel zu riskant gewesen.

Der kritische Punkt ist Punkt 2: lagen wirklich nur veraltete Schiffe in Pearl Harbor? Und: wieso lagen ausgerechnet die drei Flugzeugträger der Pazifik-Flotte nicht im Hafen?

Die erste Frage läßt sich relativ einfach beantworten, wenn man sich z. B. auf der Website der US-Navy oder im Dictionary of American Naval Fighting Ships, ansieht, welche Schiffe am 7. Dezember 1941 in Pearl Harbor lagen, wann sie in Dienst gestellt wurden.
Der älteste Kreuzer in Pearl Harbor war die USS Raleigh (CL-8), in Dienst gestellt 1922, der neueste die USS Helena (CL-50) in Dienst gestellt 1936. Der älteste Zerstörer war die USS Allen (DD-66) im Dienst seit 1917, was allerdings einen falschen Eindruck vermittelt, denn nur drei der 29 im Hafen liegenden Zerstörer waren vor 1935 gebaut worden; der neueste Zerstörer war die USS Jarvis (DD-393) im Dienst seit 1937.
Aufällig ist aber das relativ hohe Alter der schwersten Einheiten, der Schlachtschiffe. Das älteste aktive Schlachtschiff in Pearl Harbor war die USS Nevada (BB-36), in Dienst gestellt 1916, das neueste die USS West Virginia (BB-48), im Dienst seit 1923.
Haben die "Verschwörer" also dafür gesorgt, dass die besseren und neueren Schlachtschiffe nicht im Hafen lagen?
Die US-Navy hatte 1941 keine besseren und neueren Schlachtschiffe: Alle "Big Five", die 5 Schlachtschiffe der Tennessee- und der Maryland - Klasse, die erst nach dem Ersten Weltkrieg gebaut worden waren, und die die kampfstärksten Schlachtschiffe zwischen den Weltkriegen waren, gehörten zur Pazifik-Flotte.
Das hohe Durchschnittsalter der Schlachtschiffe war die Folge des Washingtoner Flottenabkommens von 1922 und der folgende Flottenverträge von London 1930 und 1936. Zwischen 1923 und 1936 wurden nur sehr wenige Schlachtschiffe gebaut, darunter kein amerikanisches und auch kein japanisches. Die japanische Schlachtflotte war also ähnlich alt wie die amerikanische. Erst nach 1936 legten alle größere Seemächte wieder Schlachtschiffe auf Kiel. 1941 hatten die USA zwei Neubauten in Dienst gestellt, die USS North Carolina und die USS Washington. Sie waren im Dezember 1941 noch nicht voll einsatzfähig und befanden sich noch auf Ausbildungsfahrt. Nach "Pearl Harbor" kamen sie praktisch sofort nach Erlangung der Einsatzreife zur Pazifikflotte.
Die japanische Neubauten, die Superschlachtschiffe "Yamato" und "Musashi" - deren alle Vertragsgrenzen sprengenden Dimensionen einer der Gründe waren, aus denen die Flottenabkommen ab etwa 1938 nur noch Papier waren - stellten erst nach "Pearl Harbor" in Dienst.
Anzumerken bliebe, dass Schlachtschiffe als langlebige Einheiten konzipiert waren. Gemäß dem Washingtoner Flottenabkommen durfte ein Schlachtschiff frühestens nach 20 Jahren durch einen Neubau ersetzt werden. (Mit dem Abkommen von London 1930 wurde das Mindestalter für zu ersetzende Schlachtschiffe auf 26 Jahre erhöht.) Tatsächlich waren Schlachtschiffe sogar für 40 - 50 Jahre Lebensdauer ausgelegt. (Dass nur wenige Schlachtschiffe dieses Alter erreichten, lag nicht an ihre Bauweise.) Ein 20 Jahre altes Schlachtschiff war also keineswegs ein "Oldtimer". Bis auf die nicht mehr zu hebende "Arizona" und die gekenterte "Oklahoma" wurden alle versenkten US-Schlachtschiffe gehoben, repariert und im 2. Weltkrieg eingesetzt, sogar die gestrandete und sehr schwer beschädigte "Nevada" - was nicht dafür spricht, dass sie als "entbehrliche alte Kähne" angesehen wurden.

Fazit: Obwohl keine "werftneuen" Schiffe in "Pearl" lagen, waren die Einheiten durchweg modern. Bis auf die alte "Allen" und das längst aus dem aktiven Dienst ausgeschiedene, nur noch für Zielübungen verwendetete Schlachtschiff USS Utah (BB-31) - waren keine leicht zu entbehrende veraltete "Pötte" dabei.
(Übrigens standen einige Pearl Harbor-Veteranen noch lange nach dem 2. Weltkrieg im Dienst. Der "berühmteste" von ihnen wurde die USS Phoenix (CL-46), ab 1952 unter argentinischer Flagge unter dem Namen "General Belgrano", am 2. Mai 1982 während des Falklandkrieges durch ein britisches U-Boot versenkt.)

Was ist aber mit den drei Flugzeugträgern der Pazifikflotte?
Bei der USS Saratoga (CV 3) ist die Frage leicht zu beantworten: sie war nach einem Werftaufenthalt in Bremerton auf dem Weg nach San Diego, ihrem Heimatstützpunkt.
Der Flugzeugträger USS Enterprise (CV 6) hätte theoretisch seit dem 6. Dezember in Pearl Harbor liegen sollen, er hatte mit 3 Kreuzern und 9 Zerstörern eine Staffel Jagdflugzeuge nach Wake Island transportiert. Der Verband musste jedoch auf dem Weg zurück durch einen Sturm laufen, was zu einer Verspätung von 24 Stunden und einem Einlaufen erst am Nachmittag des 7. führte. (Flugzeuge der "Enterprise" griffen gegen die 2. Angriffswell der Japaner ein, allerding glücklos - einige fielen der desorganisierten US-Flak zum Opfer.) Die USS Lexington, (CV 2) transportierte mit 3 Kreuzern und 5 Zerstörern eine weitere Jagdstaffel nach Midway. Da die Verlegung der beiden Staffeln jedoch nach Möglichkeit geheim gehalten werden sollte, befanden sich die Träger offiziell auf Übungsmissionen. Teilweise hat sich diese Tarngeschichte bis zum heutigen Tag gehalten; in nicht wenigen Artikeln und Büchern steht noch immer, dass die Träger kurz vor dem Angriff den Hafen zum Üben verließen. (Was natürlich Spekulationen Vorschub leistete: warum übten beide Trägerverbände zur gleichen Zeit? Das war nicht üblich.)
Dass die Flugzeugträger Jagdflugzeuge zu vorgeschobenen Stützpunkten brachten, deutet darauf hin, dass man auf US-Seite tatsächlich mit einem unmittelbar bevorstehenden japanischen Angriff rechnete, allerdings eher auf die "schwachen" vorgeschobenen Stützpunkte als auf den "gut verteidigten" Hauptstützpunkt Pearl Harbor.

Das wirkliche Rätsel um Pearl Habor- und das "Glück im Unglück" für die USA - war ein anderes: Nach der ursprünglichen Planung hätte auf die ersten beiden Angriffswellen mindestens eine weitere folgen sollen, um die Werftanlagen und Treibstofftanks zu zerstören. Der Verlust dieser Anlagen und Vorräte hätte Operationen der US-Streitkräfte im Pazifik in den folgenden Monaten massiv eingeschränkt. Angesichts des Kriegsverlaufs sind viele Historiker der Auffassung, dass das Ausschalten von Pearl Harbor als Flottenstützpunkt für die USA ein weit schwererer Verlust gewesen wäre als die ausgeschalteten Schlachtschiffe.
Dennoch entschloss sich Admiral Nagumo, die dritte Welle nicht zu starten, sondern sich zurückzuziehen, sobald die Angriffsverbände zurückgekehrt waren. Er hatte zwar seine Gründe, aber seine Vorsicht ist, im Vergleich zum tollkühnen "Draufgängergeist" anderer japanischer Offiziere, doch erstaunlich.

(Ausgezeichneter, kritischer und ausführlicher Artikel in der Wikipedia: Angriff auf Pearl Harbor - Ja, Wisnewski mißtraut der Wikipedia.)

Dienstag, 28. November 2006

Die germanischen Runen - eine semitische Schrift?

Möglicherweise ist der Alptraum aller ariosophischen, nationalromatischen und inwändig brauner Germanenschwärmer wahr geworden: Die heiligen germanischen Runen, die "Urschrift der Arier", das Produkt des "Genies der nordischen Völker" stammen vermutlich direkt von einer semitischen Schrift ab, die eng verwandt mit der hebräischen ist.

Die Germanen haben ihre Runenschrift direkt von den Phöniziern / Kathagern gelernt, vermutet der Münchner Philologe Theo Vennemann. Damit widerspricht er der gängigen Annahme, die germanische Schrift gehe entweder auf das etruskische oder auf das römische Alphabet zurück, die ihrerseits vom Griechischen und damit indirekt auch vom Phönizischen abstammen. Vennemanns Ansicht nach besitzen die Runen jedoch eine Reihe von Besonderheiten, die eindeutig darauf hinweisen, dass sie sich unmittelbar aus dem phönizischen Alphabet herleitete. Voraussetzung dafür wären allerdings intensive Kontakte zwischen den kathargischen Phöniziern und den Germanen gewesen - und solche Kontakte sind nach den Angaben antiker Schriftsteller wie Phytheas von Massilia sehr wahrscheinlich.

Zwischen dem phönizischen Alphabet und der Runenschrift gibt es deutliche Übereinstimmungen, fand Vennemann heraus. So haben die Buchstaben in beiden Schriften im Gegensatz zu denen der Römer und Griechen immer auch eine zusätzliche Bedeutung, die über den reinen Zeichencharakter hinausgeht. Der erste Buchstabe des phönizischen Alphabets, "Aleph", bedeutete etwa soviel wie "Rind" und besaß ungefähr die Form eines F. Auch der erste Buchstabe der frühen Runenschriften, "Fehu", besaß diese Form, und seine Bedeutung "Vieh" entspricht ebenfalls der seines phönizischen Pendants.

Weitere Gemeinsamkeiten beider Schriften sind etwa das Fehlen von den im Lateinischen und Griechischen weit verbreiteten Doppelkonsonanten wie TT, KK oder LL oder die Gewohnheit, M und N nie vor einem anderen Konsonanten zu verwenden - Gewohnheiten, sich sich nicht aus der Sprachstruktur der germanischen Sprachen ableiten lassen, aber sehr wohl aus der der semitischen.

Auch könnte Vennemanns These erklären, warum die ersten Runenschriften nicht in der Nähe des römischen Reichs auftauchten, sondern bei den an die Nordsee angebundenen südskandinavischen Stämmen, und zwar zu einem relativ frühen Zeitpunkt, wohl um 350 v. u. Z. .
Für die engen Kontakte, die es bei diesem Szenario zwischen den karthagischen Phöniziern und den Germanen gegeben haben muss, gibt es Vennemann zufolge auch andere sprachliche und kulturelle Hinweise.

Die ganze Meldung beim Informationsdienst Wissenschaft (idw): Das karthagische Erbe der Germanen - Runenschrift geht direkt auf Phönizier zurück.

Montag, 13. November 2006

Ort der Varusschlacht wieder umstritten

Nach einer Meldung der dpa ist um den historischen Ort der legendären Varusschlacht zwischen Römern und Germanen ein neuer Streit entbrannt.
Es gebe immer mehr Hinweise, dass die legendäre Schlacht im Jahr 9 nach Christus nicht im niedersächsischen Kalkriese bei Osnabrück, sondern in Nordrhein-Westfalen geschlagen wurde, berichtete das Bielefelder "Westfalen-Blatt".
Es gebe Erkenntnisse, dass die Schlacht im Lipperland getobt habe, sagte Peter Kehne, Historiker der Universität Hannover, der Zeitung. Die Archäologen der Grabungsstätte bei Osnabrück müssten aufhören, die Tatsachen zu verdrehen.
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" verwies auf neue Bodenfunde, die Zweifel daran nährten, ob der römische Feldherr Varus mit seinem rund 20 000 römischen Legionären in Kalkriese den Tod fand. Möglicherweise sei Kalkriese nicht der Schauplatz der Schlacht gegen den Cheruskerfürsten Arminus gewesen, sondern in Wahrheit ein "Militärlager der Römer", das mit der Schlacht des tiberischen Feldherrn Vaecina 15n. Chr. in Verbindung stehe, wurde der Münsteraner Urgeschichtler Peter Glüsing zitiert. An diesem Mittwoch wollen in Detmold Fachwissenschaftler über die neuen Bodenfunde und Schlussfolgerungen über den Ort der Varusschlacht diskutieren.

Soweit die in mehreren Zeitungen abgedruckte dpa-Meldung - z. B. in der Mainpost.

Hierzu einige Anmerkungen: der Streit um der Ort der Varusschlacht ist in Westfalen und im südlichen Niedersachsen ein lokalhistorisches bzw. lokalpatriotisches Dauerthema, das manchmal zu verbalen Feldschlachten eskaliert. Es ist durchaus kein Zufall, dass die Überreste einer römischen Legion bei Kalkriese ausgerechnet von einem britischen Amateurarchäologen gefunden wurde: die professionelle deutsche Archäologie hielt sich nämlich aus durchaus verständlichen Gründen bis dahin bei der Suche nach dem Ort der Varusschlacht zurück. Wie mir ein Archäologe vor einigen Jahren erzählte, gäbe es in Deutschland zwei Forschungsgegenstände, mit denen man sich nur den Ruf und die Nerven ruinieren könne und unweigerlich aufs bitterste angefeindet würde, egal, was man herausbekäme, und "beide lägen ausgerechnet im Raum Ostwestfalen": den Ort der Varusschlacht und die Externsteine. Beide seien so sehr ideologisch aufgeladen, dass sachlich-fachliche Überlegungen zwangsläufig ins Hintertreffen geraten würden, selbst unter Fachleuten.
Der gereizte Tonfall ("Tatsachen verdrehen") im neusten Kapitel eines alten Streits spricht dafür, dass er leider Recht hatte.

Freitag, 10. November 2006

Donald Duck im Nazi-Land

Unter Ducktators habe ich bereits einen Klassiker des propagandischen Zeichentrickfilms des 2. Weltkriegs präsentiert. Dank Don stieß ich in Youtube auf einen noch berühmterer und ähnlich komischen Anti-Nazi-Cartoon: "Der Fuehrers Face" aus den Walt Disney Studios:
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Der Film gewann den ersten "Oscar", der in der Kategorie "bester animierter Kurzfilm" vergeben wurde.

Siehe "Duckipedia": Der Fuehrers Face.

In Ergänzung zum Duckipedia-Artikel etwas zum propagandistischen Hintergrund: Der Film wurde 1942 produziert, die Produktion bekann unmittelbar nach Kriegseintritt der USA. Er stellte den Alltag eines Durchschnittsdeutschen so negativ wie möglich dar - und konterte damit die bis Ende 1941 in die USA hineinwirkende Selbstdarstellung Nazideutschlands. Die "sozialen Losungen" des NS-Programms entsprachen den Forderungen, Wünschen und Sehnsüchten der internationalen Arbeiterbewegung bzw. waren dort abgeschaut. Die NS-Variante des Sozialstaates war schon im Inland erfolgreich gewesen, indem sie viele vormals "rote" Arbeiter an die "Volksgemeinschaft" band, sie war offensichtlich aber auch für Arbeiter in den USA und sogar im längst im Krieg mit Nazi-Deutschland befindlichen Großbritannien attraktiv.
Es waren Errungenschaften wie die "KdF"-Urlaubsreisen, die relativ hohen Löhne für deutsche Arbeiter, die für damalige Verhältnisse großzügigen Freizeitregelungen und auch das in der NS-Zeit weiter ausgebaute Sozialversicherungssystem, die in der NS-Auslandpropaganda Nazi-Deutschland wie ein "Paradies der kleinen Leute" wirken ließ.
Geschickt greift der Disney-Film diese Versprechen auf: unter Kriegsbedingungen waren KdF-Urlaub und früher Feierabend nichts als blanke Theorie. Auch der ständige Druck, die dauernde Kontrolle und die Allgegenwart der NS-Symbolik, die "Der Fuehrers Face" so treffend Karrikiert, waren keine antideutschen Klischees, sondern bittere Realität. Hinzu kamen auch von deutscher und pro-deutscher Seite nicht zu leugnende Versorgungsschwierigkeiten: die kostbare und deshalb im Safe verschlossene Kaffeebohne, das synthetische Schinken-mit-Ei-Aroma und das steinharte Brot waren von der Realität des deutschen "Normalverbrauchers" 1942 / 43 gar nicht einmal so weit entfernt. Auch die spürbare Ironie, in der die dick aufgetragene heile amerikanische Welt sich dem aus dem Nazi-Alptraum erwachten Donald präsentiert, hatte ihren propandistischen Sinn: die Zuschauer spürten ja am eigenen Leib, dass die USA kein Paradies waren, und auch in den USA gab es Lebensmittelrationierungen (wenn auch nie so einschneidend wie in Großbritannien oder in Deutschland nach 1942 - von der buchstäblich verhungernden Sowjetbevölkerung ganz zu schweigen).

Nach dem Krieg war die Botschaft des Filmes nicht nur überholt, sie war auch fragwürdig, weil sie der (falschen) Ansicht, letzten Endes wären "die einfachen Deutschen" auch Opfer des NS-Regimes gewesen, Vorschub leistete. Da in "Der Fuehrers Face" Donald zeitweilig als Nazi dargestellt wurde, sperrte der stets um ein sauberes Image bemühte Walt Disney den Film nach 1945 für die öffentliche Vorführung.

Ein großartiger, weil beklemmend inszenierter und inhaltlich wahrheitsgemäßer Anti-Nazi-Cartoon aus den Disney-Studios ist der Cartoon "Education for Death", ebenfalls 1942 produziert und im Januar 1943 veröffentlicht. Er zeigt die Erziehung eines deutschen Kindes unter der Herrschaft der Nazis. Der kleine Hans wird gegen seinen anfänglichen Willen zum Nazi erzogen - und tötet und stirbt am Ende für das "Dritte Reich". Der Film entstand unter Mitarbeit deutscher Emigranten und ohne staatlichen Auftrag. Die Darstellung der NS-Erziehung trifft sogar in den bizarrsten Details zu, es gab wirklich propagandistisch umgedichtete Kindermärchen und es gibt einen NS-Unterrichtsfilm, der genau dem Schema der pseudo-darwinistischen "nur der Stärkere hat ein Recht auf Leben"-Biologie-Stunde entspricht. Das Gemälde, das Hitler als rettenden Prinz zu Pferde in glänzender Rüstung zeigt, ist kein satirischer Einfall, es war als Kunstdruck in den 30er Jahren sehr populär.
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"Education for Death" beruht lose auf dem gleichnamigen Buch von Gregor Ziemer, der von 1928 bis 1939 die "American School" in Berlin leitete und das NS-Erziehungswesen aus nächster Nähe kannte.


Auch in der Duckipedia: Die Disney-Studios im Krieg

Donnerstag, 9. November 2006

9. November - Tag der deutsche Lügen und Legenden

Heute ist der 9. November. Wie kein anderer Tag ist er geeignet, an die deutsche Geschichte zu erinnern. Denn er ist das Datum, in dem im 20. Jahrhundert in Deutschland Geschichte gemacht wurde. Trotzdem ist das Datum 9. November kein geeignetes Datum für einen Nationalfeiertag, ein nationales Jubelfest. Denn zwei der der vier wichtigen Ereignisse sind Tiefpunkte der deutschen Geschichte, der Hitler-Ludendorf Putschversuch 1923 und die antisemitische Pogrome ("Reichskristallnacht") von 1938. Die beiden anderen Ereignisse - Ausrufung der Deutschen Republik 1918 und Öffnung der Berliner Mauer 1989 - sind ambivalent.

Um den 9. November ranken sich viele Legenden. Legenden im Sinne historisch nicht haltbarer, aber gern geglaubter, Erklärungsmuster. Die meisten dieser Legenden sind nicht spontan entstanden, sondern das Produkt bewußter Propagandalügen.

Die erste Legende ist die vom "Schicksalstag der Deutschen", durchaus auch im Zusammenhang mit astrologischen (eher harmlos) und verschwörungstheoretischen (eher gefährlich) Spekulationen. Ob Konrad der I. wirklich als der erste "deutsche Kaiser" anzusehen ist, ist Ansichtssache. (Zumal er ja nie zum Kaiser gekrönt wude.) Ob er wirklich am 9.11. 911 zum König des vormaligen Ostfrankenreichs gewählt wurde, ist fraglich.
Das zweite "magische Datum" liegt schon in der jüngeren Vergangenheit, es ist der Mord am Abgeordneten der Nationalversammlung Robert Blum in Wien 1848. Sie soll den Anfang vom Ende der "Märzrevolution" in den Staaten des Deutschen Bundes markieren. Tatsächlich war der Mord an Blum eher Folge als Auslöser, schon gar nicht Ursache, des Scheiterns der Revolution. Man könnte zahlreiche Daten herausgreifen, ab denen es "mit der Revolution bergab" ging.
Die Geschehnisse von 1923 bauen bewußt auf auf denen von 1918 auf, der Putsch war als Revanche der Nazis für die Novemberrevolution geplant. Die antisemitischen Pogrome von 1938 wurde anläßlich der Feierlichkeiten zum 15. Jahrestag des Hitler-Ludendorf-Putschversuches inszeniert.
Rein zeitlich gesehen sind die Ereignisse von 1918 und 1989 zufällig, allerdings waren sie selbst keine "Zufallsprodukte".

Karl Liebknecht, 1918
Karl Liebknecht im Berliner Tiergarten, 11. November 1918
Um die Novemberrevolution von 1918 ranken sich so viele Legenden und Propagandalügen, dass ich sie in einem Blogartikel nicht einmal aufzählen kann. Historisch wichtig ist vor allem die "Dolchstoßlegende", die besagte, das deutsche Heer sei im Ersten Weltkrieg "im Felde unbesiegt" geblieben (es stand Ende 1918 in einer militärisch völlig ausweglosen Notlage - nur durch Kapitulation konnte eine Besetzung Deutschland durch allierte Truppen abgewendet werden) und hätte durch die Novemberrevolution von 1918 einen "Dolchstoß von hinten" , also aus der Heimat, erhalten. Eine andere, folgenschwere Legende ist die, dass die Deutschland kurz davor stand, eine Räterepublik nach russischem (sowjetischen) Vorbild zu werden. Diese Legende wird – unter jeweils umgekehrten Vorzeichen - sowohl von der politischen extremen Linken (Kommunisten und Post-Kommunisten) wie von der Rechten (bis weit in "gutbürgerlich-konservative" Kreise hinein) bis heute gepflegt. Bei genauerer Betrachtung wurde eine von Sozialdemokraten getragene revolutionäre Bewegung von den sozialdemokratischen Politikern aufgrund einer (blamablen) Fehleinschätzung und fehlender politischen Moral niedergeschlagen.

Um die organisierten antisemitischen Pogrome 1939 gibt es eine Legende um die Bezeichnung "Reichskristallnacht". Sie sei abzulehnen, weil das der offizielle Euphemismus der Nazis gewesen sei. Das stimmt nicht. Es ist zwar eine böswillig-verharmlosende Bezeichnung, die in der Geschichtsschreibung nichts zu suchen hat und in der politischen Diskussion allenfalls in anti-antisemitischen Polemiken legitim ist. Es ist eine "volkstümliche" Bezeichnung aus der damaligen Zeit, kein offizieller Nazi-Euphemismus - denn der Begriff legt ja nahe, dass der angebliche "spontane Aufstand aus Volkswut gegen die Juden" organisiert und "von oben" angeordnet war. Eine verräterische volkstümliche Bezeichnung, denn sie weißt nicht nur darauf hin, wie wenig offiziellen Propagandabehauptungen geglaubt wurde, sondern auch auf eine fatale Verharmlosung - als ob wirklich nur Fensterscheiben jüdischer Geschäfte eingeworfen worden wären.
Tatsächlich gibt es kaum ein historisches Ereignis in der deutschen Gesichte, in dessen Umfeld es so viele und so infame Lügen gibt, wie um die Novemberpogrome. Eine besonders hartnäckige Lüge sind die bewußt verharmlosenden Zahlen über die Opfer in Folge des 9.11.1938, die sich bis in heutige Geschichtsdarstellungen gehalten haben - hierzu: shoa.de Die "Kristallnacht"-Lüge. Ebenfalls auf shoa.de zu finden ist eine Darstellung der Inzenierung hinter den "spontanen Unruhen": Die Pogromnacht am 9./10. November 1938.

Selbst um den historisch erst relativ kurz zurückliegenden und sehr gut dokumentierten Fall der "Mauer" wuchern die Legenden.
Legendenhaft ist die Vorstellung von der zufälligen Verkettung von Umständen, die zur Öffnung der Grenzsperranlagen der DDR führten - der "Mauerfall" als eine Art Lottogewinn der Geschichte. Zwar haben die Umstände des Geschehens am Abend des 9. Novembers 1989 etwas Bizarres, allerdings wäre eine ähnliche Verkettung von Mißverständnissen, wie die auf und nach der Pressekonferenz mit Günter Schabowski, fast zu jedem anderen Zeitpunkt folgenlos geblieben. Umgekehrt wäre es eher früher als später für die DDR-Regierung unvermeidlich gewesen, die Grenzen zu öffnen, da eine "chinesische Lösung" unter Einsatz massiver militärischer Gewalt mangels Unterstützung durch die UdSSR nicht möglich gewesen wäre. Es war trotztdem ein Glücksfall, dass der "Fall der Mauer" völlig unblutig ablief.
Überraschend viele Menschen, auch solche, die unmittelbar dabei waren, glauben heute, am 9. 11. 1989 wäre die Mauer plötzlich "offen" gewesen. Das stimmt nicht: Die Mauer und die Grenze zur BRD wurde nach dem 9. November zunächst weiter in unveränderter Intensität bewacht - oder genauer gesagt: sie sollte so bewacht werden, in der Praxis wurde das Grenzregime immer laxer gehandhabt. In der DDR gab es damals offenbar noch die Vorstellung, das Grenzregime in irgendeiner Form auf unbestimmte Zeit weiterzuführen. Bundesbürger und West-Berliner durften erstmals am 24. Dezember 1989 ab 0:00 Uhr visafrei in die DDR einreisen; bis zu diesem Zeitpunkt hatten (auf dem Papier) noch die alten Regelungen mit Visumpflicht und Mindestumtausch gegolten.
Erst am 1. Juli 1990, dem Tag des Inkrafttretens der Währungsunion, wurden die Bewachung der Mauer und sämtliche Grenzkontrollen eingestellt.

"Stern"-Wissenstest: Der 9. November in der deutschen Geschichte

Sonntag, 29. Oktober 2006

Ducktators

Propagandafilme aus dem 2. Weltkrieg sind aus historischer und massenpsychlogischer Sicht hochinteressant - und aus "menschlicher" Sicht oft schlicht widerlich. Das gilt nicht nur, was offensichtlich ist, für Nazi-Propaganda, sondern leider auch für die Propaganda der Allierten. Eine Standardentschuldigung der Experten für psychologische Kriegsführung (bzw. PsyOps) ist, dass "die Waffen, die auf die Seele zielen", selbst wenn sie mit Mitteln arbeitet, die man im Zivilleben "Volksverhetzung" nennen würde, unblutige Waffen seien. (Ein Standardwerk aus den 50er Jahren trug sogar den Titel: "Schlachten ohne Tote" - was selbst ein Beipiel "gelungener" Propaganda ist.)
Nachtrag: das Buch stammt Myron A. Linebarger und trug im Original von 1948 den sachlichen Titel: "Psychological Warfare". Linebarger war unter dem Pseudonym Cordwainer Smith als Autor surrealistischer Science Fiction-Erzählungen bekannt.
Mag sein, dass Hetzpropaganda im 2. Weltkrieg ein "notwendiges Übel" war, und dass es weitaus größere "notwendige" Übel gab - aber "geheiligt" wird die "Waffe, die auf die Seele zielt" durch den Zweck nicht. *)

Unter der Voraussetzung, dass sie auf Hetze und Lüge verzichtet (was deutsche Propaganda praktisch nie tat), kann Kriegspropaganda sogar richtig gut sein. Sogar zum Lachen. Wie dieser amerikanische Cartoon aus dem Jahr 1942 über den Aufstieg (und den damals noch ausstehenden) Fall der ducktatorischen Regime in Japan, Italien und Deutschland.

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Gefunden bei:Ulysses

Ulysses hat recht: wie die Friedenstaube irgendwann die Schnauze den Schnabel voll hat und zurück schlägt, ist lustig! (Es sei denn, man ist Hardcore-Pazifist. Teufel)

*)Eines von vielen Beispielen von Opfern der Propaganda im 2. Weltkrieg sind die norwegischen "Lebensborn"-Kinder. (Wikipedia-Artikel: Lebensborn (Lebensbornkinder in Norwegen)
Aus der Sicht eines Opfers: Leila, das Deutschenkind
Deutsch-norwegische Willy Brandt Stiftung: Zur Austellung "Kriegskinder")

Einerseits sind diese Kinder Opfer der "Rassen-" und "Germanen"-Propaganda der Nazis - denn nur "rassisch hochwertige" Kinder und ihre Mütter wurden in diese Heime aufgenommen. In der der deutsche Propanda, vor allem der Darstellung des "Lebensborn"-Projektes durch die SS, wurde der Aspekt der "Rettung wertvollen Erbgutes" immer wieder hervorgehoben. Nicht die Kinder und Mütter als Menschen zählten, sondern einzig ihre Gene.
Aber sie waren auch Opfer allierter Propaganda, die die Lebensbornheime (wider besseren Wissens) als ein Art Mischung aus Luxusbordell und Menschenzuchtanstalt darstellte. Die "Menschenzucht"-Legende bestimmt bis heute das Bild des "Lebensborns" in der Öffentlichkeit. Nach dieser Propanda war völlig klar: Frauen, die dort entbunden hatten, waren üble Nazihuren, und ihre Kinder widernatürliche Zuchtprodukte eines verbrecherischen Rassewahns.

Selbst namhafter norwegischen Psychiater äußerte die Angst, "Lebensbornkinder" seien aufgrund ihres Erbgutes und ihrer frühkindlichen Erfahrungen potenziell gefährlich, und es sei deshalb das Beste, sie von jeder Bildung fern zu halten und als "unheilbare gefährliche Geisteskranke" einzustufen. Der Eindruck, im "Lebensborn" sollten ultraaggressive und kadavergehormsame Killer herangezüchtet werden, ist angesichts der vorangegangenen Desinformation nachvollziehbar. Hinzu kam die (psychologisch als Selbstschutz erklärbare) Vorstellung, dass Frauen, die mit Deutschen fraternisiert hätten, im allgemeinen "schwach begabte und asoziale Psychopathen, zum Teil hochgradig schwachsinnig" seien. Diese Reaktionen sind erklärbar - aber bei Fachleuten - es waren ja vor allem Psychiater und Pädagogen, die sich so äußerten - nicht entschuldbar! Hinzu kommt: Viele der norwegischen Psychiater, die zum "harten Vorgehen" gegen die "Deutschenbastarde" rieten, waren auf ihre Art selber Rassisten und Eugenik-Fanatiker.

Freitag, 6. Oktober 2006

Wie faschistisch war Roosevelts "New Deal"?

Ein gekoppelter Linktipp: Auf eine sehr lesenwerte Besprechung von Walfgang Schivelbuschs Buch Entfernte Verwandtschaft: Faschismus, Nationalsozialismus und New Deal 1933-1939 von statler (liberaler Volkswirt) Entfernte Verwandtschaft und die sehr treffende und kenntnisreiche Entgegnung ches (autonom-linker Historiker): Die historische Notwendigkeit von Keynes.

Sonntag, 24. September 2006

Ausgegraben

Drei wertvolle Fundstücke zum Thema "einheimische Archäologie", ausgegraben aus Nachrichtenseiten, die ich hier verlinke, weil so etwas allzuleicht im Internet verschüttet wird.

Walsroder Zeitung: Archäologen im Glück: Hemmoorer Eimer
Bei dem "Hemmoorer Eimer" handelt es sich um ein rund 1800 Jahre altes römisches Messinggefäß, das von Germanen als "Sarg" zweckentfremdet worden ist. Eine Grabung nahe der Fundstelle bei Grethem (südliche Lüneburger Heide) förderte nicht nur einen weiteren "Eimer" zutage, sondern auch kostbare Grabbeigaben, die sonst nur in Fürstengräbern vorkommen. Ob der Acker Teil eines größeren Gräberfeldes ist oder ob Spuren von Hölzern und einem Brunnen auf eine Siedlung hindeuten, und wie die römischen Gefäße tief ins "freie Germanien" kamen, konnte noch nicht geklärt werden - für weitere Grabungen fehlt (die alte Leier) das Geld.

Oberpfalznet: Eine wissenschaftliche Sensation.
Eine Grabung in einem Brunnen aus slawischer Zeit bei Dietstätt, in der Nähe von Nabburg, beweist, dass die Slawen im sechsten bis achten Jahrhundert schon ausgefeilte Fachwerktechniken beherrschten, die denen des 19. Jahrhunderts entsprechen. Funde wie diese weisen die gängige Vorstellung, auf die zivilisierte Epoche der Spätantike wäre ein "dunkles Zeitalter" gefolgt, mehr und mehr in das Reich der Legende. Ebenfalls ins Reich der Legende verweisen sie die Vorstellung einer permanenten Rivalität zwischen Slawen und Germanen im frühen Mittelalter - die Funde weisen auf ein harmonisches Nebeneinander in der "Kontaktzone", des heutigen Oberpfälzer- bzw. Böhmerwaldes.

wissenschafts-news: Frühmenschen erstaulich groß
Die Vormenschen, Frühmenschen und Urmenschen waren teilweise bereits erstaunlich groß. Auf diese wenig bekannte Tatsache weist der Wissenschaftsautor Ernst Probst aus dem Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kostheim in seinem Taschenbuch "Rekorde der Urzeit" hin.
Der Artikel enthält eine Leseprobe aus diesem Buch.

Montag, 18. September 2006

Jubiläum

Ich hätte es über all den Wahl-Trubel fast versäumt, aber vorgestern gab es ein wichtiges Jubiläum:
Die legendären Häuser in der St. Pauli Hafenstraße in Hamburg sind jetzt seit 25 Jahren von den Menschen (und ihren Nachfolgenden) bewohnt, die sie 1981 bestzt haben. Zunächst als Besetzer, dann (widerwillig) geduldet, ab 1995 dann als genossenschafliche Hausbesitzer, als alternatives Wohnprojekt. Die einstige Abbruchmeile ist weitgehend saniert und eine Touristenattraktion.
Die "Hafenstraße" ist trotz alledem eine Erfolgsgeschichte - manchmal, mit etwas Realismus, lohnt sich Rebellion schon.
taz:Mythos Hafenstraße
taz:Antikleinbürgerstraße 25
taz: Chronologie des Widerstandes

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