Gefährlich Überschätzung: Homöopathie gegen "Schweinegrippe"
Unter der banalen Überschrift der Pressemitteilung verbirgt sich m. E. ungeheuerliches: Homöopathische Ärzte behandeln H1N1-Erkrankte.
Es wäre auch schlimm, wenn in Homöopathie ausgebildete Ärzte Grippekranke nicht behandeln würden. Im Ernst: ich bestreite nicht, dass es Mittel im homöopathische Arzneischatz gibt, die, zusätzlich zu einer konventionellen Behandlung gegeben, bei einer Grippe hilfreich sein könnten. Aber darum geht es ja nicht.
Mich stört ganz gewaltig, dass in dieser Pressemeldung Curt Kösters, Vorsitzender des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), seine Behauptung, diese Infektionskrankheit ließe sich sehr gut homöopathisch behandeln (ausschließlich homöopthisch behandeln, wenn ich ihn richtig verstehe), mit einem Beispiel aus der Zeit der Pandemie der "Spanischen Grippe" von 1918 belegt.
Nicht nur, dass es noch keine Grippeschutzimpfung gab. Eine Impfung gegen die "Schweinegrippe" ist immerhin in Sicht, so dass mit einer Pandemie von dem Ausmaßen der "Spanische Grippe" nicht zu rechnen ist. Außerdem bieten herkömmliche Impfungen gegen H1N1-Viren wahrscheinlich über Kreuzimmunität einen gewissen Schutz.
Von wirksamen virustatische Medikamenten, wie Oseltamivir (Handelname u. A. Tamiflu) oder Zanmirvir (Handelsname u. A. Relenza) konnten damalige Ärzte nicht einmal träumen. Das einzige, was ein Arzt damals machen konnte, war eine symptomatische Therapie. Und auch deren Möglichkeiten, Komplikationen wie etwa eine Lungenentzündung zu verhindern, waren in der Zeit vor den Antibiotika verglichen mit heute bescheiden.
Dr. H. W. Sjögren hatte damals laut Dr. Cösters 805 Fälle von Grippe dokumentiert, die er homöopathisch behandelte, "da die Sterblichkeit bei allopathischer Behandlung abschreckend wirkte." (Allopathisch wäre bei Grippe etwa die Gabe eines fiebersenkenden Mittels - was außer bei lebensgefährlich hohem Fiber bei der Virusgrippe tatsächlich unangebracht ist, damals aber gängige Praxis war.) Dr. Sjögren verzichte offensichtlich auf die im Grunde hilflosen, manchmal sogar schädlichen, Therapieversuche anderer Ärzte - und machte damit gute Erfahrungen.
Aus heutiger Sicht würde aber eine rein homöopathische Behandlung einer schweren Virusgrippe bedeuten, dass dem Patienten eine in den meisten Fällen wirksame Behandlung mit "konventionellen" Medikamenten vorenthalten wird. Ich hoffe sehr, dass die in Homöopathie ausgebildeten Ärzte die Möglichkeiten dieser Methode nicht so überschätzen, wie dies offensichtlich der Vorsitzende des DZVhÄ tut.
Um es ganz deutlich zu sagen: mit dieser Pressemitteilung wirb der DZVhÄ leichtfertig mit Heilungsversprechen, die aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar sind!
Es wäre auch schlimm, wenn in Homöopathie ausgebildete Ärzte Grippekranke nicht behandeln würden. Im Ernst: ich bestreite nicht, dass es Mittel im homöopathische Arzneischatz gibt, die, zusätzlich zu einer konventionellen Behandlung gegeben, bei einer Grippe hilfreich sein könnten. Aber darum geht es ja nicht.
Mich stört ganz gewaltig, dass in dieser Pressemeldung Curt Kösters, Vorsitzender des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), seine Behauptung, diese Infektionskrankheit ließe sich sehr gut homöopathisch behandeln (ausschließlich homöopthisch behandeln, wenn ich ihn richtig verstehe), mit einem Beispiel aus der Zeit der Pandemie der "Spanischen Grippe" von 1918 belegt.
Nicht nur, dass es noch keine Grippeschutzimpfung gab. Eine Impfung gegen die "Schweinegrippe" ist immerhin in Sicht, so dass mit einer Pandemie von dem Ausmaßen der "Spanische Grippe" nicht zu rechnen ist. Außerdem bieten herkömmliche Impfungen gegen H1N1-Viren wahrscheinlich über Kreuzimmunität einen gewissen Schutz.
Von wirksamen virustatische Medikamenten, wie Oseltamivir (Handelname u. A. Tamiflu) oder Zanmirvir (Handelsname u. A. Relenza) konnten damalige Ärzte nicht einmal träumen. Das einzige, was ein Arzt damals machen konnte, war eine symptomatische Therapie. Und auch deren Möglichkeiten, Komplikationen wie etwa eine Lungenentzündung zu verhindern, waren in der Zeit vor den Antibiotika verglichen mit heute bescheiden.
Dr. H. W. Sjögren hatte damals laut Dr. Cösters 805 Fälle von Grippe dokumentiert, die er homöopathisch behandelte, "da die Sterblichkeit bei allopathischer Behandlung abschreckend wirkte." (Allopathisch wäre bei Grippe etwa die Gabe eines fiebersenkenden Mittels - was außer bei lebensgefährlich hohem Fiber bei der Virusgrippe tatsächlich unangebracht ist, damals aber gängige Praxis war.) Dr. Sjögren verzichte offensichtlich auf die im Grunde hilflosen, manchmal sogar schädlichen, Therapieversuche anderer Ärzte - und machte damit gute Erfahrungen.
Aus heutiger Sicht würde aber eine rein homöopathische Behandlung einer schweren Virusgrippe bedeuten, dass dem Patienten eine in den meisten Fällen wirksame Behandlung mit "konventionellen" Medikamenten vorenthalten wird. Ich hoffe sehr, dass die in Homöopathie ausgebildeten Ärzte die Möglichkeiten dieser Methode nicht so überschätzen, wie dies offensichtlich der Vorsitzende des DZVhÄ tut.
Um es ganz deutlich zu sagen: mit dieser Pressemitteilung wirb der DZVhÄ leichtfertig mit Heilungsversprechen, die aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar sind!
MMarheinecke - Donnerstag, 14. Mai 2009
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