Nicht die Neinsager stürzen die EU in eine "Krise"
Das "Nein" der Iren zum Lissabon-Vertrag macht lediglich eine Krise deutlich, in der die EU schon längst steckt: eine Legitimationskrise.
Gregor Keuschnig bringt es auf den Punkt
Seinen ganzen Kommentar zum "Nein" der Iren, dem ich von ganzem Herzen zustimme: "Voted No. Not enough information." - Irlands Absage an den Lissabon-Vertrag
Gregor Keuschnig bringt es auf den Punkt
Tatsache ist, dass es in Deutschland weder in den Medien noch in der politischen Klasse bisher eine irgendwie geartete relevante Diskussion über den Vertrag von Lissabon gegeben hat.Soweit ich es beurteilen kann, ist das auch in anderen "großen" EU-Ländern nicht wirklich anders.
Seinen ganzen Kommentar zum "Nein" der Iren, dem ich von ganzem Herzen zustimme: "Voted No. Not enough information." - Irlands Absage an den Lissabon-Vertrag
MMarheinecke - Samstag, 14. Juni 2008
andererseits
Die meisten Iren wissen sehr wohl, was sie an der EU haben. Auch die, die mit "nein" gestimmmt haben.
Die Gegner des Vertrags sind offensichtlich nicht gegen "Europa", sie sind gegen einen Vertrag, dem sie misstrauen, den sie nicht verstehen, der jedenfalls keine Verbesserungen ihrer Belange in Aussicht stellt.
Ich habe mich über den Vertrag von Lissabon informiert - "beste" Jouristensprache und die vorgesehenen Entscheidungsprozesse sehen zwar etwas demokratischer als bisher aus, sind aber etwa so transparent wie Milchglas.
Aus irischer Sicht besonders problematisch: die "großen" Staaten werden in der Lage sei, die "kleinen" mit Leichtigkeit zu übergehen, der Vertrag von Lissabon stellt also für Irland eine reale Verschlechterung der Lage dar. Hinzu kommt, dass die EU sich eine "gemeinsame Verteidigungspolitik" zulegt - was Irlands traditionelle Neutralität (wie auch die Neutralität Österreichs, Schwedens und Finnlands) infrage stellt. Es gibt also durchaus vernünftige und keineswegs "antieuropäische" Gründe, gegen "Lissabon" zu stimmen. Abgesehen davon ist der "Vertrag von Lissabon" eine "abgespeckte" Version der in Frankreich und den Niederlanden bei Volksabstimmungen durchgefallenen EU-Verfassung.
Die "Nein"-Sager wollen ganz überwiegend einen anderen, einen besseren Vertrag.