Mal die Moschee im Dorf lassen
Offensichtlich hat die dänische Jyllands-Posten etwas ganz, ganz Schreckliches getan, das den geballten Zorn zahlreicher rechtschaffenden Muslime unstillbar herausfordert:
(Und dass fast alle Muslime keine mordlüsternen Fanatiker sind, dürfte sich inzwischen selbst in christlich-konvervativen Kreisen herumgesprochen haben.)
Das "Korpus delicti" sind einige nicht sonderlich gelungene, allerdings auch - nach "europäischen" Maßstäben - nicht sonderlich provokative Karrikaturen. Gefunden habe ich sie u. A. bei "Antibürokratieteam": Die Freiheit von Jyllands-Posten ist auch meine Freiheit(Lesenswert auch die Kommentare, z. T. aus Dänemark.)
Die Hintergründe lassen sich u. A. hier nachlesen: Der dänische Fall Rushdie Entsprechende Jesus-Karrikaturen würden vermutlich nicht einmal evangelikale Christen zu Protestaktionen hinreißen. Die Reaktionen der dänischen Muslime waren entsprechend (überwiegend) zivilisiert: Sie kritisierten die Karrikaturen als geschmacklos und wies darauf hin, dass gemäß der religiösen Grundsätze des Islams jede Darstellung des Propheten Mohammed verboten sei. Jyllands-Posten entschuldigte sich, die Entschuldigung wurde angenommen.
Die Reaktionen in arabischen Ländern - und in der eigentümlicher Parallelwelt europäischer "Islamisten" - verlief bekanntlich anders - und wie zu vermuten ist, seitens der meisten eifrig Protestierenden und Boykottierenden in völliger Unkenntniss des tatsächlichen Sachverhalts. Andere wissen, dass sie aus einer Mücke einen antiislamischen Kampfelefanten machen - zwecks Propaganda. "Jamaat-e-Islami", eine in Pakistan ansässige mächtige islamofaschistische Organisation, machte aus dem dänischen Sturm im Wasserglas einen Hurrikan "dänischer Kreuzritter", ihre Jugendorganisation lobte sogar ein Kopfgeld zur Ermordung der Journalisten aus.
Was mich an der ganzen Sache stört: allzu viele europäische Politiker, Schriftsteller und Journalisten bringen für die verletzten Gefühle der Muslime allzu viel Verständnis auf. Damit unterstützen sie, hoffentlich ungewollt, die Position der kompromißlosen Fanatiker und schaden den liberalen Muslimen, die den Wert der Redefreiheit kennen und schätzen.
Nachtrag: Zum Vergleich einige besonders "schöne" Karrikaturen aus dem arabischen Raum - die meisten übrigens aus Blättern, die direkt von den jeweiligen Regierungen kontrolliert werden: Cartoons from the Arab World
via: Die Achse des Guten
Nachtrag (mit Bitte um Entschuldigung):
Alle Jyllandsposten-Karrikaturen sind auf dieser Website zu finden:
https://www.gegenstimme.net/2006/01/26/defending-freedom-of-opinion-speech-and-press/
Noch ein Nachtrag: Henryk M. Broders sehr lesenswerter Kommentar auf SpOn:
Einen bedrohen, eine Million einschüchtern
Nachtrag vom 1. Februar:
Meines Erachtens erfüllt der DJV den Tatbestand des Schwanzeinkneifens.
Der Presserat scheint noch halbwegs zu wissen, worum es beim "Recht auf freie Meinungsäußerng" geht - allerdings "weich" formuliert:
Interessanter Kommentar im Ethno:log: Kontroverse um Mohammed-Karikaturen
Auch nach einer Entschuldigung der Zeitung am Montagabend und einer Distanzierung des dänischen Regierungschef Anders Fogh Rasmussen hielten die Straßenproteste am Dienstag an. In Tunis verlangten 17 Außenminister der Arabischen Liga von Dänemark die Bestrafung der Verantwortlichen der Zeichnungen. Die dänischen Muslime nahmen dagegen die Entschuldigung an. Ein Sprecher der islamischen Glaubensgemeinschaft in Dänemark sagte: «Wir danken dem dänischen Ministerpräsidenten und der 'Jyllands-Posten' ausdrücklich für das, was sie getan haben.»Aus: netzeitung: Bombendrohung gegen dänische Zeitung Die Reaktion der dänischen Muslime zeigt übrigens, dass die Empörung, wie in solchen Fällen üblich, mit wachsender Entfernung und abnehmender Kenntnis des Sachverhalts drastisch wächst.
(Und dass fast alle Muslime keine mordlüsternen Fanatiker sind, dürfte sich inzwischen selbst in christlich-konvervativen Kreisen herumgesprochen haben.)
Das "Korpus delicti" sind einige nicht sonderlich gelungene, allerdings auch - nach "europäischen" Maßstäben - nicht sonderlich provokative Karrikaturen. Gefunden habe ich sie u. A. bei "Antibürokratieteam": Die Freiheit von Jyllands-Posten ist auch meine Freiheit(Lesenswert auch die Kommentare, z. T. aus Dänemark.)
Die Hintergründe lassen sich u. A. hier nachlesen: Der dänische Fall Rushdie Entsprechende Jesus-Karrikaturen würden vermutlich nicht einmal evangelikale Christen zu Protestaktionen hinreißen. Die Reaktionen der dänischen Muslime waren entsprechend (überwiegend) zivilisiert: Sie kritisierten die Karrikaturen als geschmacklos und wies darauf hin, dass gemäß der religiösen Grundsätze des Islams jede Darstellung des Propheten Mohammed verboten sei. Jyllands-Posten entschuldigte sich, die Entschuldigung wurde angenommen.
Die Reaktionen in arabischen Ländern - und in der eigentümlicher Parallelwelt europäischer "Islamisten" - verlief bekanntlich anders - und wie zu vermuten ist, seitens der meisten eifrig Protestierenden und Boykottierenden in völliger Unkenntniss des tatsächlichen Sachverhalts. Andere wissen, dass sie aus einer Mücke einen antiislamischen Kampfelefanten machen - zwecks Propaganda. "Jamaat-e-Islami", eine in Pakistan ansässige mächtige islamofaschistische Organisation, machte aus dem dänischen Sturm im Wasserglas einen Hurrikan "dänischer Kreuzritter", ihre Jugendorganisation lobte sogar ein Kopfgeld zur Ermordung der Journalisten aus.
Was mich an der ganzen Sache stört: allzu viele europäische Politiker, Schriftsteller und Journalisten bringen für die verletzten Gefühle der Muslime allzu viel Verständnis auf. Damit unterstützen sie, hoffentlich ungewollt, die Position der kompromißlosen Fanatiker und schaden den liberalen Muslimen, die den Wert der Redefreiheit kennen und schätzen.
Nachtrag: Zum Vergleich einige besonders "schöne" Karrikaturen aus dem arabischen Raum - die meisten übrigens aus Blättern, die direkt von den jeweiligen Regierungen kontrolliert werden: Cartoons from the Arab World
via: Die Achse des Guten
Nachtrag (mit Bitte um Entschuldigung):
Alle Jyllandsposten-Karrikaturen sind auf dieser Website zu finden:
https://www.gegenstimme.net/2006/01/26/defending-freedom-of-opinion-speech-and-press/
Noch ein Nachtrag: Henryk M. Broders sehr lesenswerter Kommentar auf SpOn:
Einen bedrohen, eine Million einschüchtern
Nachtrag vom 1. Februar:
Unterdessen hat der Deutsche Journalistenverband (DJV) den Nachdruck der Mohammed-Karikaturen auch in deutschen Zeitungen kritisiert.Erfüllen die eher banalen Karrikaturen in Jyllands-Posten diesen Tatbestand? Nach europäischen Maßstäben wohl nicht!
Entscheidend sei die Ziffer 10 des Pressecodex, sagte DJV-Sprecher Hendrik Zörner. Danach seien „Veröffentlichungen in Wort und Bild, die das sittliche oder religiöse Empfinden einer Personengruppe nach Form und Inhalt wesentlich verletzen können, mit der Verantwortung der Presse nicht zu vereinbaren“.
Meines Erachtens erfüllt der DJV den Tatbestand des Schwanzeinkneifens.
Der Presserat scheint noch halbwegs zu wissen, worum es beim "Recht auf freie Meinungsäußerng" geht - allerdings "weich" formuliert:
Der Presserat dagegen reagierte zurückhaltend. Wenn Beschwerden über die Abdrucke eingingen, werde man prüfen, ob sie gegen den Pressecodex verstoßen, so Arno Weyand vom Presserat. Da die Zeitungen aber nicht Urheber der Karikatur seien, könne man ihnen möglicherweise nichts vorwerfen. Eine Rüge des Presserats zu diesem Zeitpunkt sei auf jeden Fall ausgeschlossen.(Beide Zitate aus der Süddeutschen Zeitung „Die anderen haben gewonnen“)
Interessanter Kommentar im Ethno:log: Kontroverse um Mohammed-Karikaturen
MMarheinecke - Dienstag, 31. Januar 2006
Danke!
Wenn es Dir möglicherweise -- aus welchem Grund auch immer -- nicht passen sollte, dass wir (ich nenne unser Blog ganz bewusst nicht, denn mir geht es nicht um billige Werbung) nicht nur die (unseres Wissens) ersten deutschen Blogger waren, die die Mohammed-Bilder brachten, sondern auch ansonsten in der gesamten deutschen Blogosphäre mit zu den Vorreitern in Sachen Dänen-Islam-Konflikt gehörten, bitteschön. Nur dann verzichte bitte auch darauf, per Trackback für Dein Blog Werbung zu machen!
Dass ich ein wenig sauer bin, wirst Du erkannt haben. Ob Du für meine Erregung Verständnis hast oder nicht, ist mir dagegen ziemlich wurscht.
Guten Tag,
J.K.
Entschuldingung, das hole ich nach
Martin
P. S. Ich weiß, es klingt wie eine alberne Ausrede, aber ich trotteliges Arschloch habe den Link schlicht vergessen.
Ich bin mir selbstverständlich bewußt, dass letzten Endes egal ist, ob ich z. B. jemandem Absichtlich die Vorfahrt genommen habe oder einfach unaufmerksam war. In beiden Fällen sind die Punkte ich Flensburg fällig.
Kommen wir so überein: Ich verlinke Deinen Beitrag, ohne dafür einen Trackback zu erhalten.