Heja Sverige!
Eigentlich habe ich die FiFa-Fußball-WM ziemlich satt, und die FiFa-Begleitumstände dieser Veranstaltung sind auch nicht geeignet, ungetrübten Spaß am Fußball-Gucken zu entwickeln. Und die von ein paar Fahnen (zuviel) angefeuerte Patriotismus-Debatte halte ich für schlicht albern. Aber einige Spiele sehe ich mir trotzdem an. Z. B. das Achtelfinale Deutschland-Schweden heute nachmittag. Nicht nur, weil die deutsche Nationalmannschaft endlich mal keinen "effizienzorientierten" Klotz-Fußball spielt könnte es interessant werden. Trotzdem stehe ich dem Team mit den "Tre Kronor" auf dem Trikot heute gefühlsmäßig näher.

Das liegt nicht etwa daran, dass ich antideutsche Gefühle entwickelt hätte, oder auch nur eine Abneigung gegen die Nationalmannschaft. Auch nicht daran, dass gerade diese Nacht (von Freitag auf Sonnabend) midsommar (nach-)gefeiert wird. Oder an meinem gewissen Faible für den Norden Europas.
Der Grund, weshalb ich der schwedischen Mannschaft die Daumen drücke, liegt daran, dass vor auf den Tag genau vor 48 Jahren, am 24. Juni 1958, die deutsche Nationalmannschaft eine qualvolle Niederlage erlitt: 1:3 gegen Schweden im Halbfinale der Weltmeisterschaft 1958. Wobei das wirklich Schlimme nicht die Niederlage auf dem Platz war, sondern das häßliche deutsche Nachspiel.
süddeutsche.de: Ein Tag in der Hölle von Göteborg
Darauf folgte ein wütender Aufschrei der deutschen Volksseele, 13 Jahre lang mühsam gebändigter Chauvinismus und unter dem Mantel des wirtschaftlichen Aufschwungs versteckter Fremdenhass brachen sich Bahn. Der damalige DFB-Präsident Peco Bauwens konnte seine Wut nicht zügeln:"Nie mehr werden wir dieses Land betreten, nie mehr werden wir gegen Schweden spielen!" - und ließ die deutsche Mannschaft, die noch am WM-Abschlußbankett hätte teilnehmen sollen sofort abreisen. Heute hätte dieses unsportliche Verhalten empfindlichen Sanktionen der FIFA nach sich gezogen.n24.de: DFB-Elf 1958: "Duschen, Land verlassen"
Schwedische Autofahrer erhielten von deutschen Tankwarten kein Benzin mehr, schwedische Autos wurden demoliert, sogar die Schwedenplatte wurde von vielen deutschen Speisekarten getilgt. Die Presse war nicht besser; der Leitartikler der "Saar-Zeitung" ergoß sich in übelster nationalistischer Hetze:

Nach dem Spiel:
Na, ja .... ich hatte gedacht, dass die Schweden so weiter machen würden, wie in der 2. Halbzeit gegen England. Außerdem vermutete ich, dass die Deutschen übermütig und nachlässig geworden wären.
Aber immerhin: Immer noch kein "Rumpelfußball" und auch kein "Beton" - also verdient weitergekommen!

Das liegt nicht etwa daran, dass ich antideutsche Gefühle entwickelt hätte, oder auch nur eine Abneigung gegen die Nationalmannschaft. Auch nicht daran, dass gerade diese Nacht (von Freitag auf Sonnabend) midsommar (nach-)gefeiert wird. Oder an meinem gewissen Faible für den Norden Europas.
Der Grund, weshalb ich der schwedischen Mannschaft die Daumen drücke, liegt daran, dass vor auf den Tag genau vor 48 Jahren, am 24. Juni 1958, die deutsche Nationalmannschaft eine qualvolle Niederlage erlitt: 1:3 gegen Schweden im Halbfinale der Weltmeisterschaft 1958. Wobei das wirklich Schlimme nicht die Niederlage auf dem Platz war, sondern das häßliche deutsche Nachspiel.
süddeutsche.de: Ein Tag in der Hölle von Göteborg
Wenn Deutschland derzeit das Gesicht eines „fröhlichen Patriotimus“ (Teammanager Oliver Bierhoff) zeigt, dann war es damals die Fratze eines geifernden Nationalismus, in die die Welt blicken musste.Der gehässigen schwedischen Pressekampgne war allerdings eine nicht weniger hämische deutsche Pressekampagne gegen die schwedische Mannschaft vorausgegangen. Das Publikum in Göteborg war gegen die Deutschen voreingenommen und machte seiner Abneigung lautstark Luft. 90 Minuten lang brüllten die schwedischen Zuschauer „Heja, Sverige“ und anderes, was die Deutschen nicht verstanden. Aus Sicht der Fußballspieler ein lautes, aber nicht weiter störendes, Publikum, aus Sicht der deutschen Sportreporter gemein und unfair. Dazu provozierte der Schwede Hamrin eine Tätlichkeit des Düsseldorfers Juskowiak und damit dessen Platzverweis. Die deutsche Mannschaft verlor 1:3.
Nach der Vorrunde gegen Argentinien (3:1), die Tschechoslowakei (2:2) und Nordirland (2:2) war das Team der Trainer-Legende Sepp Herberger durch ein 1:0 über Jugoslawien unter die letzten Vier vorgedrungen. Ausgerechnet gegen Gastgeber Schweden sollte sie nun das „Wunder von Bern“ wiederholen.
Es erwartete sie die „Hölle von Göteborg“. Die Vorschauberichte der schwedischen Presse zielten darauf ab, diese Deutschen in eine Zeit zurückzuschreiben, die 13 Jahre davor zu Ende gegangen war.
Darauf folgte ein wütender Aufschrei der deutschen Volksseele, 13 Jahre lang mühsam gebändigter Chauvinismus und unter dem Mantel des wirtschaftlichen Aufschwungs versteckter Fremdenhass brachen sich Bahn. Der damalige DFB-Präsident Peco Bauwens konnte seine Wut nicht zügeln:"Nie mehr werden wir dieses Land betreten, nie mehr werden wir gegen Schweden spielen!" - und ließ die deutsche Mannschaft, die noch am WM-Abschlußbankett hätte teilnehmen sollen sofort abreisen. Heute hätte dieses unsportliche Verhalten empfindlichen Sanktionen der FIFA nach sich gezogen.n24.de: DFB-Elf 1958: "Duschen, Land verlassen"
Schwedische Autofahrer erhielten von deutschen Tankwarten kein Benzin mehr, schwedische Autos wurden demoliert, sogar die Schwedenplatte wurde von vielen deutschen Speisekarten getilgt. Die Presse war nicht besser; der Leitartikler der "Saar-Zeitung" ergoß sich in übelster nationalistischer Hetze:
Das offizielle Schweden hat hämisch genießend zugelassen, dass rund 40 000 Repräsentanten dieses mittelmäßigen Volkes, das sich nie über nationale und völkische Durchschnittsleistungen erhoben hat, den Hass über uns auskübelte, der nur aus Minderwertigkeitskomplexen kommen kann. Es ist der Hass eines Volkes, dem man das Schnapstrinken verbieten muss, weil es sonst zu einem Volk von maßlosen Säufern würde.Gemessen an solchen Reaktionen ist der manchmal nervige deutsche "Fähnchenpatriotismus" dieser WM ein Zeichen der Normalität. Solche Reaktionen wie 1958 sind zum Glück nicht zu erwarten. Ich denke, ich könnte es sogar riskieren, heute die Schwedenflagge zum Fenster raushängen zu lassen.

Nach dem Spiel:
Na, ja .... ich hatte gedacht, dass die Schweden so weiter machen würden, wie in der 2. Halbzeit gegen England. Außerdem vermutete ich, dass die Deutschen übermütig und nachlässig geworden wären.
Aber immerhin: Immer noch kein "Rumpelfußball" und auch kein "Beton" - also verdient weitergekommen!
MMarheinecke - Samstag, 24. Juni 2006