Mehrere Medien berichten heute über eine alarmierende Entwicklung im Klimawandel, z. B. die netzeitung:
Grönlands Gletscher fließen schneller oder wissenschaft.de
Grönlands Gletscher geben Gas.
Der Gletscherfluss auf dem grönländischen Festland hat sich beschleunigt. Die Gletscher im Süden Grönlands kalben häufiger und entlassen etwa doppelt so viel Eis ins Meer wie noch vor fünf Jahren. Der vorausgesagte Anstieg des Meeresspiegels aufgrund der globalen Erwärmung könnte demnach deutlich unterschätzt worden sein.
Im - scheinbaren - Widerspruch hierzu veröffentlichten Ende
letzten Jahres norwegische Forscher einen Bericht, dass der Eispanzer Grönlands
wächst
Greenland's ice cap has thickened slightly in recent years despite wide predictions of a thaw triggered by global warming. Recent growth in the interior regions of the Greenland Ice Sheet is reported by a Norwegian-led team of climate scientists. The growth is estimated to be about 6 cm per year during the study period, 1992-2003.
Quelle:
Recent ice sheet growth in the interior of Greenland
Details zur Satelliten-Untersuchung hier:
ERS altimeter survey shows growth of Greenland Ice Sheet interior
Der scheinbare Widerspruch ergibt sich daraus, dass die Studie der Universität Kansas den Gletscherfluß im Süden Grönlands untersuchte, die norwegische Studie hingegen ganz Grönland.
Im Süden Grönlands liegen die Temperaturen im Sommer über dem Gefrierpunkt. Wird es, wie in der letzten Jahren, in Südgrönland wärmer, dauert die frostfreie Periode am Rande des Inlandeises länger, es schmilzt tendenziell mehr Eis ab. Hier sind die Gletscher tatsächlich auf dem Rückzug.
Weiter nördlich und weiter im Inneren des Inlandeise steigt die Temperatur niemals über den Gefrierpunkt. Ob die Jahreshöchsttemperatur dort -15 oder -12 Grad beträgt, ist für die Eisschmelze irrelevant.
Gleichzeitig haben die Niederschläge zugenommen. Es fällt mehr Schnee, weshalb die Gletscher dort wachsen und - aufgrund des durch die Eismassen anwachsenden Drucks - die Fließgeschwindigkeit des Eises zunimmt. (Eine Zunahme der Fließgeschwindigkeit deutet also nicht zwangsläufig auf "Abschmelzen" hin.)
MMarheinecke - Freitag, 17. Februar 2006